Es ist Zeit für einen Dialog
Die Kämpfer für Kataloniens Unabhängigkeit sind politisch gescheitert. Sie haben in der Bevölkerung keine klare Mehrheit für ihren Kurs. Aber zu diesem ehrlichen Eingeständnis fehlt es Carles Puigdemont an kritischer Selbstreflexion. Stattdessen sucht er, um die verlorene Schlacht mit Madrid doch noch zu gewinnen, den innerspanischen Verfassungskonflikt Europa aufzubürden.
Gegen Puigdemont & Co. wird juristisch vorgegangen, weil sie ein legitimes Ziel (Eigenständigkeit) mit illegitimen Mitteln (außerhalb von Recht und Gesetz) verfolgt haben. Dennoch muss sich Spaniens Justiz fragen lassen, ob sie in diesem Fall wirklich die ganz große Keule auspacken muss.
Puigdemont & Co. erscheinen zwar als irregeleitete Idealisten. Aber sie sind frei gewählte Politiker, sie führen eine demokratische Massenbewegung an und streiten friedlich für ihr Anliegen. Ein demokratischer Staat müsste einen solchen Konflikt anders, nämlich in erster Linie politisch, lösen.
Das vorläufige Scheitern der Sezessionisten sollte für den spanischen Premier Mariano Rajoy und den spanischen König Felipe VI. der Anlass sein, den tatsächlich mehrheitlich unzufriedenen Katalanen endlich entgegenzukommen. Ihnen also innerhalb des spanischen Staates mehr Kompetenzen zu geben und einen fairen Finanzausgleich zuzugestehen.
Nicht als offizielle Vermittler, aber hinter den Kulissen können die EU-Staaten bei dieser Suche nach einem politischen Ausweg helfen.