Das Landestheater testet die Grenzen der Moral ab
Mit Ben Becker macht sich das Salzburger Landestheater zu einer Erkundung auf: „Sehnsucht nach dem Amoralischen“steht als Motto über der nächsten Spielzeit, und diese beginnt am 2. September mit der Premiere von „Caligula“mit Ben Becker – einst der Tod im Salzburger „Jedermann“– in der Titelrolle. Dies gab Intendant Carl Philip von Maldeghem bekannt.
„Moral ist etwas Altmodisches, dem wir etwas mehr Aufmerksamkeit widmen möchten“, stellt der Intendant fest. In Russland, den USA und der Türkei verletzten die jeweiligen Präsidenten die Grenzen von politischer Moral – wie der Pressefreiheit oder internationaler Gepflogenheiten. Dies werde aufmerksam beobachtet. Offenbar gebe es eine „Faszination des Amoralischen“, folgert Maldeghem. Um die aufzuspüren, werden ab September die Titelfiguren auf den Bühnen des Landestheaters moralische Grenzgänger sein.
Neben Albert Camus’ „Caligula“– Maldeghem zufolge „einer der größten Protagonisten für das Amoralische“– werden Marianne in Ödön von Horváths „Geschichten aus dem Wiener Wald“und William Shakespeares Hamlet diese Grenzen testen. John von Düffel wird Dostojewskis Roman „Die Brüder Karamasow“dramatisieren, Amélie Niermeyer wird inszenieren.
In der Oper wird man Moral und Amoral beispielsweise in Franz Kafkas „Der Prozess“betrachten können: Das Landestheater bringt diese Oper von Philip Glass heraus. Neu im Opernprogramm wird ein Mozart„Ring“: Zwei Mal an je einem Wochenende Mitte und Ende Mai werden alle drei von Jacopo Spirei in Vorjahren inszenierten Da-PonteOpern hintereinander gespielt.
„Ich stehe hier das zehnte Mal“, sagte der im Sommer 2009 in Salzburg angetretene Intendant in der Pressekonferenz Ende der Vorwoche. In seiner – nun kommenden – zehnten Saison werde die Produktion von „Homo Faber“in die zehnte Spielzeit gehen. „Sound of Music“gehe in die achte Spielzeit, werde allerdings damit ausklingen. Und in seinem zehnten Jahr ruft er noch einmal auf, womit er 2009 begonnen hat: Er nimmt seine Inszenierung von „Faust“wieder auf. Denn Goethes Titelfigur „stellt sich der Sehnsucht nach dem sagt Maldeghem.
Eine Neuerung betrifft das ehemalige Geschäft „Blumen Strasser“, das 2016 zugesperrt hat. Dort waren seit 1892 Blumen verkauft worden, also ein Jahr länger, als in dem am 1. Oktober 1893 eröffneten Theater gespielt wird. An der Adresse Theatergasse 14 wird es künftig Theaterkarten geben: Denn das Abonnementund Kartenbüro werde in das einstige Blumengeschäft an der Bushaltestelle übersiedeln, kündigte Maldeghem an. Mit dem Hauseigentümer, dem Bankhaus Spängler, sei man über Konditionen einig. Der Umbau in ein „Kundenzentrum“sei fertig geplant. „Wir hoffen, dass wir noch im Laufe dieses Jahres einziehen können.“ Amoralischen“,