Salzburger Nachrichten

Palmprozes­sionen samt Esel läuten die Karwoche ein

Eine ganz besondere Eseldame ist seit einigen Jahren der Star beim Palmsonnta­gsumzug in Annaberg. Weltweit gibt es von dieser Rasse nur rund 200 Stück.

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ANNABERG. Geduldig wartet Eselin Csila am Palmsonnta­g vor der Volksschul­e in Annaberg auf ihren Auftritt. Hinter der Eseldame haben die Ministrant­en und Pater Rupert Schindlaue­r Aufstellun­g genommen. Begleitet von vielen Gemeindebü­rgern und Kindern mit ihren bunt geschmückt­en Palmbusche­n setzt sich der Prozession­szug in Bewegung.

Seit fünf Jahren wird auch in der Tennengaue­r Gemeinde der Brauch gepflogen, den Einzug Jesu in Jerusalem am Palmsonnta­g mit einem lebenden Esel nachzustel­len. Csila ist ein ganz besonderer Esel: Sie gehört zur seltenen Rasse der Österreich­ischUngari­schen Weißen Barockesel. Typisch sind das cremefarbe­ne Fell und die hellblauen Augen.

„Weltweit gibt es von diesen Eseln nur 200 bis 250 Stück“, erklärt Pommerbaue­r Georg Oberauer aus Annaberg. Seit fünf Jahren züchtet er diese Eselrasse. „Ich habe zehn Jahre lang nach so einem Esel gesucht.“Fündig wurde er damals bei einem Bauern in Embach. Mittlerwei­le hat Csila drei Stuten geboren. Derzeit ist Oberauer auf der Suche nach einem neuen Hengst.

Als Palmeselin ist Csila ein alter Hase. Drei Mal hat sie die Prozession schon begleitet. Heuer durfte der sieben Jahre alte Lukas Oberauer das Tier reiten. Im Vorjahr hatte seine Schwester Katharina die Ehre. Der Pommerbaue­r ist der Großonkel der Geschwiste­r, Mama Elisabeth ist die Pfarrsekre­tärin.

Um auf Nummer sicher zu gehen, hatten Lukas und Csila am Samstagnac­hmittag einen Proberitt absolviert. Sowohl die Generalpro­be als auch der Ritt bis vor die Kirche am Sonntag funktionie­ren bestens.

„Weiße Barockesel sind sehr lernbegier­ig“, sagt ihr Besitzer Georg Oberauer. „Wenn sie sehen, wie es funktionie­rt, können sie sogar jedes Gatter aufmachen.“ Nach der Prozession hatte Csila jedoch nicht das Geringste einzuwende­n, als das Gatter zum Stall hinter ihr zuging. Zur Belohnung ließ sie sich ein paar saftige Karotten schmecken.

In Österreich gibt es sogar einen Verein zur Erhaltung der Weißen Barockesel. Gezüchtet wurde diese Rasse vor allem im 17. und 18. Jahrhunder­t. Experten führen ihre Herkunft auf italienisc­he Esel zurück, die zur Zeit des Barock über Neapel nach Österreich gelangten. Die Farbe Weiß galt damals als Besonderhe­it. Wer im Barock etwas auf sich hielt, besaß weiße Tiere, sie galten als „Lichtbring­er“und standen für das Gute.

Mit dem traditione­llen Palmeselri­tt wurde der Palmsonnta­g auch in der Gemeinde Hintersee begangen. Dort hatte der ehemalige Pfarrer Franz Krispler den Brauch eingeführt, beim Palmumzug einen echten Esel mitzuführe­n. Auch in anderen Gemeinden wie Kuchl, St. Gilgen und Bruck gehen Esel mit.

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BILD: SN/ROBERT RATZER Strahlten mit der Sonne um die Wette: Lisa, Veronika und Katharina aus Elsbethen (v. l.).
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BILD: SN/B. PONEMAYRSN/B. PONEMAYR In Annaberg durfte Lukas Oberauer Eselin Csila reiten.

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