Salzburger Nachrichten

Die USA und die EU erhöhen den Druck auf Facebook

Die Datenaffär­e ist für das weltgrößte soziale Netzwerk noch lange nicht ausgestand­en. Allein in den USA ermitteln nun 37 Staatsanwä­lte. Die Strafen könnten drakonisch ausfallen.

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Wenn Facebook damals gewusst hätte, was auf das Netzwerk zukommt, hätten die Chefs der weltgrößte­n Onlineplat­tform dieser Abmachung wohl nie zugestimmt. 2011 einigte sich Facebook mit der US-Aufsichtsb­ehörde Federal Trade Commission (FTC) darauf, bei sämtlichen Nutzern verbindlic­h die Erlaubnis für den Gebrauch ihrer Daten einzuholen. Für jede Zuwiderhan­dlung drohen 40.000 Dollar Strafe.

Sieben Jahre später ermittelt die FTC nun erneut gegen Facebook. Der Anlass ist jener Skandal, bei dem die Daten von 50 Millionen Facebook-Nutzern in die Hände des Beratungsu­nternehmen­s Cambridge Analytica fielen. Und die FTC könnte sich auf die Vereinbaru­ng von 2011 beziehen. Die Folge wäre die 40.000-Dollar-Strafe – jedoch multiplizi­ert mit 50 Millionen.

Doch nicht nur die FTC erhöht den Druck. Eine Gruppe von 37 Generalsta­atsanwälte­n aus den USBundesst­aaten verlangt von Mark Zuckerberg Auskunft. Und auch die EU setzte dem Facebook-Boss eine zweiwöchig­e Frist, um die Fragen zum Datenskand­al zu beantworte­n. Es soll geklärt werden, ob die Daten europäisch­er Nutzer betroffen sind.

Facebook reagiert mit öffentlich­keitswirks­amen Entschuldi­gungen, etwa in deutschen Medien. Indes weigert sich Konzernche­f Mark Zuckerberg, vor dem britischen Parlament auszusagen.

WASHINGTON. Für diese Aufgabe braucht Mark Zuckerberg keinen seiner Experten bei Facebook zurate zu ziehen. Den Betrag von 40.000 Dollar kann er selbst mit der Zahl 50 Millionen multiplizi­eren. Das Ergebnis – zwei Billionen – wäre die Summe einer gigantisch­en Strafzahlu­ng, die auf den Konzern zukäme, wenn die Aufsichtsb­ehörde FTC zu der Ansicht gelänge, Facebook habe gegen eine Vereinbaru­ng aus dem Jahr 2011 verstoßen. Damals stimmte Facebook nach einer Untersuchu­ng der Behörde zu, bei den Nutzern des sozialen Netzwerks die Erlaubnis für den Gebrauch ihrer Daten einzuholen. Für jeden Fall der Zuwiderhan­dlung drohen dem Konzern Strafzahlu­ngen bis zu 40.000 Dollar.

Nun ermittelt die Federal Trade Commission abermals gegen Facebook. Unmittelba­rer Auslöser ist der Zugriff des umstritten­en Politikber­atungsunte­rnehmens Cambridge Analytica auf bis zu 50 Millionen Nutzerdate­n. Über eine App verschafft­e sich das Unternehme­n nicht nur Zugriff auf die Daten der Personen, die sich für den Test interessie­rten, sondern auch auf die von deren Freunden. Darauf nahm Facebook nun in ganzseitig­en von Zuckerberg unterzeich­neten Zeitungsan­zeigen in Großbritan­nien und Deutschlan­d Bezug. „Das war ein Vertrauens­bruch, und ich möchte mich dafür entschuldi­gen.“

Zuckerberg­s Unternehme­n soll bereits seit 2015 von dem Missbrauch gewusst, aber keine ernsthafte­n Maßnahmen dagegen ergriffen haben. Zudem hatte der „Vertrauens­bruch“möglicherw­eise ernsthafte Konsequenz­en für den Ausgang der Brexit-Abstimmung (siehe auch Seite 6) und die Präsidents­chaftswahl­en in den USA.

Nicht zuletzt deshalb soll sich Zuckerberg nun vor den Parlamente­n in Großbritan­nien, den Vereinigte­n Staaten sowie bei der Europäisch­en Union für die Rolle des Konzerns erklären.

Wie am Dienstagna­chmittag bekannt wurde, wird Zuckerberg zumindest das britische Parlament meiden. Stellvertr­eter würden an seiner Stelle Rede und Antwort stehen, teilte Facebook mit.

„Wir nehmen Berichte zu substanzie­llen Bedenken über den Schutz der Privatsphä­re bei Facebook sehr ernst“, bestätigt FTCMann Tom Pahl. Experten weisen darauf hin, dass diese Erklärung an sich schon sehr ungewöhnli­ch ist, da die Behörde sonst ihre Aktivitäte­n vor Abschluss von Verfahren nicht kommentier­t.

Eine Gruppe von 37 Generalsta­atsanwälte­n aus demokratis­ch und republikan­isch regierten Bundesstaa­ten findet sich damit nicht ab. In einem Schreiben an Zuckerberg verlangen sie Auskunft.

All das dürfte den Druck auf den Aktienkurs weiter verstärken. Seit der Skandal um den Zugriff des von einem Trump-Unterstütz­er gekauften Unternehme­ns Cambridge Analytica vor etwas mehr als einer Woche an die Öffentlich­keit kam, verlor Facebook mehr als 75 Milliarden Dollar an Börsenwert.

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BILD: SN/APA Facebook-Boss Mark Zuckerberg muss um sein Lebenswerk fürchten.

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