Georgische Mafia ist wieder aktiv
Die Zahl der Einbrüche in Wohnungen und Wohnhäuser ist so niedrig wie seit Langem nicht mehr. Warum der Polizei dennoch „Diebe im Gesetz“Sorgen bereiten.
Vor acht Jahren gelang der Polizei ein entscheidender Schlag gegen professionelle Einbrecher aus Georgien. Jetzt fassen sie in Österreich wieder Fuß.
WIEN. Acht Jahre ist es her, dass den Ermittlern ein entscheidender Schlag gegen die georgische Mafia in Österreich gelang. Doch die kriminellen Organisationen von Einbrechern scheinen sich erholt zu haben und versuchen erneut in der Alpenrepublik Fuß zu fassen. Das erklärt Franz Lang, Direktor des Bundeskriminalamts (BK): „Wir haben es momentan mit vielen alten Bekannten zu tun. Georgische Banden kehren verstärkt nach Österreich zurück.“
Wer dies verstehen will, muss einen Blick auf das Jahr 2010 und die Polizeiaktion „Java“werfen. Im Zuge der europaweit angelegten Operation war Ermittlern ein großer Schlag gegen die georgische Mafia gelungen. Allein in Österreich wurden 25 Mafiamitglieder, darunter zwei „Diebe im Gesetz“, wie die Paten der kriminellen Organisation in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion genannt werden, verhaftet. 30 Prozent der Wohnungseinbrüche hierzulande gingen damals auf das Konto der Mafiosi.
Jahrelang schien es ruhig um die Banden. Bis im Jahr 2014 das Landeskriminalamt Wien Alarm schlug. Erneut war man auf georgische Tätergruppen gestoßen. Wieder galt der Fokus der Verbrecher Einbrüchen in Wohnungen und Wohnhäuser. Ein Offizier hatte die Einsätze der Einbrecher koordiniert. Er war dafür verantwortlich, dass festgenommene Kollegen rasch ersetzt wurden und er organisierte Unterkünfte für die Einbruchkommandos. Unterkünfte, die die Täter laut Insider-Infos nun erneut im Jahr 2018 für ihre Beutezüge in Österreich nutzen.
Dass die Gruppen perfekt organisiert waren, verdeutlicht auch ihre Arbeitsweise. Um nicht ertappt zu werden, wurde auf Einbrüche verzichtet, sobald sich eine „auffällige Person“dem Tatort näherte. Wurden Polizisten erspäht, lautete der Geheimcode: „Die Hunde schleichen uns nach.“
Warum georgische Kriminelle erneut nach Österreich drängen, hat laut BK-Direktor Lang einen Grund: das georgische Personenstandsrecht. „In Georgien ist es ein Leichtes, bei der Gemeinde eine Namensänderung und im Zuge dessen auch neue Dokumente zu erhalten“, erklärt Lang. So können Kriminelle, gegen die ein aufrechtes Rückkehrverbot nach Österreich besteht, wieder in die Alpenrepublik einreisen. Erst wenn die Täter hierzulande erneut straffällig würden, gelinge es den Ermittlern, anhand der biometrischen Daten „die alte und die neue Identität zusammenzuführen“, sagt Lang. Gespräche mit der georgischen Vize-Innenministerin habe es bereits gegeben, um eine gemeinsame Lösung zu finden.
Diese ist aus österreichischer Sicht dringend erforderlich, will man die gute Polizeiarbeit beim Thema Einbruchsdiebstähle in Wohnungen und Wohnhäuser aufrechterhalten. Denn laut Kriminalstatistik gab es im Jahr 2017 den besten Wert im Zehn-Jahres-Vergleich. So wurden im vergangenen Jahr 11.802 Anzeigen erstattet (Aufklärungsquote: 14,5 Prozent). 2009 waren es noch 21.165 Anzeigen.
Nimmt man die Tatverdächtigen bei Einbrüchen näher unter die Lupe, so fällt auf, dass es sich bei 81,1 Prozent (1660 Personen) um Ausländer handelte. Lediglich in 18,9 Prozent der Fälle waren die Verdächtigen Inländer (387 Personen). Die führenden Täternationen sind dabei Rumänien, Serbien, Albanien, Georgien und Ungarn.