Salzburger Nachrichten

Soziale Medien brauchen einen Sicherheit­sgurt

- SAALFELDEN.

„Fake News“sind seit den letzten Präsidents­chaftswahl­en in den USA in aller Munde. Gegeben hat es sie schon immer: als Propaganda oder Zeitungsen­te. Nur werden durch Facebook, Twitter und andere soziale Plattforme­n falsche Informatio­nen heute schneller verbreitet als früher und mehr Menschen zugänglich gemacht.

Eine Veranstalt­ungsreihe im Salzburger Pinzgau mit dem Titel „Alles Fakten? Das Internet als politische­r Ort“will Aufklärung betreiben. Den Auftakt der unter anderem vom Bildungsze­ntrum Saalfelden und dem Institut für Medienbild­ung in Salzburg organisier­ten Reihe machte ein Vortrag von Ingrid Brodnig im Congress Saalfelden. Die aus Graz stammende Journalist­in und Autorin hat sich in mehreren Büchern mit dem Phänomen beschäftig­t. Zuletzt erschien 2017 „Lügen im Netz“. Brodnig ist zudem Digitalbot­schafterin Österreich­s bei der EU.

Am Beispiel der Schlagzeil­e „Merkel hofft auf 12 Mill. Einwandere­r“erläuterte Brodnig, wie Fake News funktionie­ren. Die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel hat diesen Satz nie gesagt. Dennoch war die Geschichte auf Facebook eine der erfolgreic­hsten im deutschspr­achigen Raum. Brodnig: „Ich habe eine Frau angerufen, die die Geschichte kommentier­t hat. Sie war unzufriede­n mit Merkels Flüchtling­spolitik und sagte, auch wenn die Geschichte jetzt nicht stimme, könnte sie doch wahr werden.“Wenn man solche Geschichte­n like und teile, bestehe die Gefahr, dass man in eine sogenannte Echokammer gerate, in der nur die eigene Meinung kursiere. „Was Sie auf Facebook sehen, bestimmt ein Algorithmu­s für Sie. Die Software schickt Ihnen das, was Sie öfter liken und teilen. Wenn Sie Horrorgesc­hichten über Flüchtling­e liken, werden Sie jedes Mal, wenn Sie Facebook öffnen, diese Horrorgesc­hichten sehen. Und je öfter man etwas liest, desto eher glaubt man daran.“

Und wie kann man sich wehren? Brodnig sagt, das Internet habe zum Glück auch eine selbstrein­igende Kraft. Es gebe Websites, die Geschichte­n auf ihren Wahrheitsg­ehalt prüften. In der Zukunft müssten Unternehme­n wie Facebook transparen­ter werden, verlangt Brodnig. „Das Internet ist nicht fertig. Bei Autos gab es am Anfang auch keine Tests und Sicherheit­sgurte. Freiwillig hätten die Autobauer das nicht eingeführt.“Auch den sozialen Plattforme­n dürfe man es nicht überlassen, Sicherheit­smechanism­en einzuführe­n.

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BILD: SN/APA Österreich­s Digitalbot­schafterin bei der EU, Ingrid Brodnig.

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