Ein Fall für die Sprachpolizei
Sehr geehrter Herr Müller, in den SN vom 19. 3. 2018 unter „Spitze Feder“berichten Sie über einige Verhunzungen der deutschen Sprache. Und Sie ermuntern im letzten Satz um Benachrichtigungen an die Sprachpolizei.
Darf man das als Aufforderung zum Bringen weiterer Unsinnigkeiten verstehen? So wie vor Urzeiten in der Radiosendung „Achtung, Achtung, Sprachpolizei … “?
Wenn ja, dann kann ich nur sagen: Endlich! Und zum Einstieg zwei Fälle:
1. Das Wort „am“ist die Kurzform von „an dem“, aber nicht von „auf dem“.
Daher bewege ich mich beim Bergwandern auf dem Berg und nicht am Berg. Und wenn ich den höchsten Punkt erreicht habe, stehe ich auf dem Gipfel und nicht am Gipfel. Wenn ich einen Zug erwarte, stehe ich auf dem Bahnsteig und nicht am Bahnsteig. Würde ich am Bahnsteig stehen, stünde ich verbotenerweise auf dem Gleis. Und fände wahrscheinlich durch den einfahrenden Zug ein vorzeitiges Ende.
Ein an sich wunderschönes, reich bebildertes und regelmäßig erscheinendes Bergmagazin bringt nahezu auf jeder Seite die anfangs erwähnte falsche Beschreibung.
2. „Innen“. Das Gegenteil von „Innen“ist „Außen“.
Es ist also völlig unsinnig, bei der Beschreibung von Bekleidung das Wort „Innenfutter“zu verwenden. Weil ein „Außenfutter“gibt es nicht. Wenn ich im Katalog eines Sportausrüsters vom wasserdichten „Innenfutter“lese, kommt mir das Gruseln. „Futter“würde reichen. Dass im Zusammenhang mit Bekleidung unter „Futter“nicht „Tierfutter“zu verstehen ist, ist logisch.
Ähnliches gilt auch für den „Innenhof“bei der Beschreibung von Gebäuden. Höfe sind doch immer etwas Eingeschlossenes, durch ein Haus, durch mehrere Gebäude.
Oder gibt es auch „Außenhöfe“?
Und wenn unter „Raum“ein mehr oder weniger großes Zimmer gemeint ist (wir kennen als weitere Begriffe zum Raum auch beispielsweise den Ballungsraum und die Raumordnung), dann ist der Ausdruck „Innenraum“ebenfalls nicht richtig.
So gelesen am 19. 3. 2018 im SN-Lokalteil auf Seite 12 über ein renoviertes Motorradgeschäft, 2. Absatz:
„Große Glasflächen lassen viel Licht in die neuen Innenräume.“Wär’s nicht besser, hier von „Ausstellungsräumen“zu sprechen? Oder ganz einfach „das Licht in die Räume zu lassen“? Dipl.-Ing. Kurt Kriwanek 1120 Wien