Wo bleibt die Menschlichkeit?
Von Regierenden erwarten wir uns Verantwortungsbewusstsein, Weisheit und Umsichtigkeit, ohne die Aspekte der Menschlichkeit außer Acht zu lassen. In der gegenwärtigen Asylpolitik ist all dies nicht zu erkennen. Nicht nur, dass zunehmend gut integrierte und ausgebildete Asylbewerber abgeschoben werden und dadurch alle Bemühungen der Integrationshelfer vor den Kopf gestoßen werden, es ist scheinbar das neue Credo der Regierenden, unsere Gesellschaft als inhuman und dumm darzustellen. Die neue Abschiebewut ist ekelhaft. Es geht offensichtlich um die effektive und möglichst abschreckende Beispielwirkung einer angstbesetzten, überforderten Ausgrenzungspolitik.
Durch Verschleppen der Zulassungen zum Asylverfahren (Wartezeit zum Erstinterview bis zu zwei Jahren), durch das Verdammen zum Nichtstun, durch Aberkennen aller Integrationsbemühungen und durch die nicht nachvollziehbaren Abschiebungen steigen die Angst und die Frustration bei allen Betroffenen. Kann der Frust nicht verarbeitet werden, kommt es unweigerlich zur Aggression. Das wissen alle Verantwortungsträger, lassen es aber darauf ankommen.
Wie Integration konstruktiv und human funktionieren kann, ist sehr wohl bekannt, mit der Idee von Lagern am Rande der Stadt wird nur weiter Öl ins (Kickl-)Feuer gegossen! In der Betreuung und Ausbildung der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge sind wir mehrheitlich mit sehr motivierten und hoffnungsfrohen jungen Männern konfrontiert, die sich ihre Zukunft positiv gestalten möchten.
Entscheiden wir uns: Begeben wir uns in eine Win-winSituation mit neuen Mitgliedern unserer pluralistischen Gesellschaft oder „züchten“wir uns frustrierte, enttäuschte Ausgegrenzte, mit denen wir schon gar nicht umzugehen gelernt haben? Aktuell fühlen sich die Betreuer/-innen in Flüchtlingseinrichtungen wie Gärtner/-innen, die ihre Pflanzen mit vergiftetem Wasser gießen müssen. Mag. Kurt Lackner, Fachbereichsleiter bei Rettet das Kind Salzburg, 5020 Salzburg