Was Gäste alles mitgehen lassen
In der Oberforsthof Alm in St. Johann kam jetzt ein Osterhase abhanden. Einmal wurde sogar eine große Gartengarnitur abtransportiert.
ST. JOHANN. Bis vor wenigen Tagen schmückte ein dekorativer weißer Porzellanhase den Eingang zur Oberforsthof Alm im Alpendorf St. Johann und hieß die Gäste willkommen. Seit dem späten Freitagnachmittag ist das Nest aus Heu leer. Das gute Stück ist verschwunden.
Die Bilder aus der Überwachungskamera im Eingangsbereich erhellen, was mit dem Hasen passiert ist: Ein Mann betritt das Restaurant und breitet seine Jacke über die Figur. Das nächste Bild zeigt den Mann, wie er samt der „Beute“an der Seite einer Frau von dannen spaziert.
Auf Facebook hat die Oberforsthof Alm die Fotos nun gepostet und eine „Vermisstenmeldung“aufgegeben: „Wer kann uns helfen? Dieser Mann hat aus Versehen am Freitag unseren Osterhasen mitgenommen, wir würden uns freuen, wenn er wieder zurückkommen würde.“
Mittlerweile hat Hotelchefin Johanna Mayr einen neuen Hasen ins Nest gesetzt. Immer wieder muss sie erleben, dass Dekorationsgegenstände auf wundersame Weise aus dem Restaurant verschwinden. „Einmal wurde sogar ein ausgestopfter Wildsaukopf von der Wand abmontiert, auch ein ausgestopfter Fuchs wurde schon mitgenommen.“
Groß ist jedes Jahr der Schwund an Menagen mit Salz und Pfeffer. „Am Anfang der Saison haben wir hundert Stück, am Ende sind es dann nur noch 30.“ Über entwendete Gläser rege sie sich schon lange nicht mehr auf, sagt Mayr. „Es kamen auch schon Sessel und Barhocker abhanden.“
Unfassbar aber wahr: Die Bilder aus der Überwachungskamera dokumentierten auch schon den Abtransport einer Gartenmöbelgarnitur im Lieferwagen. Zwei Tage später standen die Möbel wieder auf ihrem angestammten Platz vor dem Restaurant. Der Dieb war auf den Bildern gut zu erkennen und konnte identifiziert werden. „Er hat sich hundert Mal entschuldigt“, sagt Mayr. Sie zeige niemanden an, die Kamera im Eingangsbereich solle aber deutlich machen, dass nicht alles erlaubt sei.
Ähnliche Erfahrungen hat im Alpendorf Familie Viehhauser vom Wellnesshotel Alpenschlössl gemacht. „Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht Handtücher und Bademäntel mitgenommen werden“, sagt Hotelchefin Elfie Viehhauser. Auch die kleinen Polster mit den Hotelinitialen oder die Leihrucksäcke seien nach der Abreise der Gäste oft nicht mehr in den Zimmern.
„Es gibt auch Gäste, die jeden
„Auch Fernbedienungen verschwinden aus Zimmern.“Petra Nocker-Schwarzenbacher, Bundesspartenobfrau
Tag zur Rezeption kommen und sagen, dass die Kleenextücher aus sind.“Am Ende des Aufenthalts würden sie dann mit der ganzen Ladung abreisen. Auch Klopapier sei begehrt. Gelegentlich werde auch die Minibar geplündert. Anstatt die konsumierten Getränke zu bezahlen, würden die leer getrunkenen Fläschchen mit Wasser gefüllt und zurück in den Kühlschrank gestellt.
Auch im Alpenschlössl verschwanden im Vorjahr zwei Osterhasen. Viehhauser: „Ich habe extra von zu Hause zwei Laternen und zwei Dekohasen ins Hotel mitgenommen.“Nachdem sie Gäste auf ihr Zimmer begleitet habe, seien die Laternen leer gewesen. „Ich habe einen ziemlichen Wirbel gemacht, kurz darauf waren die Hasen wieder da.“
Besonders dreist waren kürzlich Gäste in einer bis auf den letzten Platz gefüllten Après-SkiBar im Pongau zu Gange. Auf einem auf Facebook veröffentlichten Video ist zu sehen, wie ein Mann ein Deko-Fenster abmontiert. Auf der Sitzbank tanzt eine Frau, um das Geschehen zu verdecken. Die beiden haben sich mittlerweile beim Betreiber entschuldigt. Es tue ihnen leid, es sei Alkohol im Spiel gewesen.
„Es ist leider gang und gäbe, dass in der Gastronomie oft Dinge als Souvenirs erachtet werden und wegkommen“, sagt Petra Nocker-Schwarzenbacher, Obfrau der Bundessparte Tourismus und Eigentümerin des Hotel Brückenwirt in St. Johann. Das gehe vom Bademantel bis zur Fernbedienung. In À-la-carte-Restaurants sei die Kontrolle ungleich schwieriger als in Hotels. In ihrem Haus halte sich der Schaden in Grenzen. Die Mitarbeiter seien angehalten, nach der Abreise zu kontrollieren, ob in den Zimmern etwas fehle. In so einem Fall schreibe sie die Gäste an und bitte um Retournierung oder frage, ob sie die Rechnung zuschicken dürfe.