Salzburger Nachrichten

Was Gäste alles mitgehen lassen

In der Oberforsth­of Alm in St. Johann kam jetzt ein Osterhase abhanden. Einmal wurde sogar eine große Gartengarn­itur abtranspor­tiert.

- BARBARA HAIMERL

ST. JOHANN. Bis vor wenigen Tagen schmückte ein dekorative­r weißer Porzellanh­ase den Eingang zur Oberforsth­of Alm im Alpendorf St. Johann und hieß die Gäste willkommen. Seit dem späten Freitagnac­hmittag ist das Nest aus Heu leer. Das gute Stück ist verschwund­en.

Die Bilder aus der Überwachun­gskamera im Eingangsbe­reich erhellen, was mit dem Hasen passiert ist: Ein Mann betritt das Restaurant und breitet seine Jacke über die Figur. Das nächste Bild zeigt den Mann, wie er samt der „Beute“an der Seite einer Frau von dannen spaziert.

Auf Facebook hat die Oberforsth­of Alm die Fotos nun gepostet und eine „Vermissten­meldung“aufgegeben: „Wer kann uns helfen? Dieser Mann hat aus Versehen am Freitag unseren Osterhasen mitgenomme­n, wir würden uns freuen, wenn er wieder zurückkomm­en würde.“

Mittlerwei­le hat Hotelchefi­n Johanna Mayr einen neuen Hasen ins Nest gesetzt. Immer wieder muss sie erleben, dass Dekoration­sgegenstän­de auf wundersame Weise aus dem Restaurant verschwind­en. „Einmal wurde sogar ein ausgestopf­ter Wildsaukop­f von der Wand abmontiert, auch ein ausgestopf­ter Fuchs wurde schon mitgenomme­n.“

Groß ist jedes Jahr der Schwund an Menagen mit Salz und Pfeffer. „Am Anfang der Saison haben wir hundert Stück, am Ende sind es dann nur noch 30.“ Über entwendete Gläser rege sie sich schon lange nicht mehr auf, sagt Mayr. „Es kamen auch schon Sessel und Barhocker abhanden.“

Unfassbar aber wahr: Die Bilder aus der Überwachun­gskamera dokumentie­rten auch schon den Abtranspor­t einer Gartenmöbe­lgarnitur im Lieferwage­n. Zwei Tage später standen die Möbel wieder auf ihrem angestammt­en Platz vor dem Restaurant. Der Dieb war auf den Bildern gut zu erkennen und konnte identifizi­ert werden. „Er hat sich hundert Mal entschuldi­gt“, sagt Mayr. Sie zeige niemanden an, die Kamera im Eingangsbe­reich solle aber deutlich machen, dass nicht alles erlaubt sei.

Ähnliche Erfahrunge­n hat im Alpendorf Familie Viehhauser vom Wellnessho­tel Alpenschlö­ssl gemacht. „Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht Handtücher und Bademäntel mitgenomme­n werden“, sagt Hotelchefi­n Elfie Viehhauser. Auch die kleinen Polster mit den Hoteliniti­alen oder die Leihrucksä­cke seien nach der Abreise der Gäste oft nicht mehr in den Zimmern.

„Es gibt auch Gäste, die jeden

„Auch Fernbedien­ungen verschwind­en aus Zimmern.“Petra Nocker-Schwarzenb­acher, Bundesspar­tenobfrau

Tag zur Rezeption kommen und sagen, dass die Kleenextüc­her aus sind.“Am Ende des Aufenthalt­s würden sie dann mit der ganzen Ladung abreisen. Auch Klopapier sei begehrt. Gelegentli­ch werde auch die Minibar geplündert. Anstatt die konsumiert­en Getränke zu bezahlen, würden die leer getrunkene­n Fläschchen mit Wasser gefüllt und zurück in den Kühlschran­k gestellt.

Auch im Alpenschlö­ssl verschwand­en im Vorjahr zwei Osterhasen. Viehhauser: „Ich habe extra von zu Hause zwei Laternen und zwei Dekohasen ins Hotel mitgenomme­n.“Nachdem sie Gäste auf ihr Zimmer begleitet habe, seien die Laternen leer gewesen. „Ich habe einen ziemlichen Wirbel gemacht, kurz darauf waren die Hasen wieder da.“

Besonders dreist waren kürzlich Gäste in einer bis auf den letzten Platz gefüllten Après-SkiBar im Pongau zu Gange. Auf einem auf Facebook veröffentl­ichten Video ist zu sehen, wie ein Mann ein Deko-Fenster abmontiert. Auf der Sitzbank tanzt eine Frau, um das Geschehen zu verdecken. Die beiden haben sich mittlerwei­le beim Betreiber entschuldi­gt. Es tue ihnen leid, es sei Alkohol im Spiel gewesen.

„Es ist leider gang und gäbe, dass in der Gastronomi­e oft Dinge als Souvenirs erachtet werden und wegkommen“, sagt Petra Nocker-Schwarzenb­acher, Obfrau der Bundesspar­te Tourismus und Eigentümer­in des Hotel Brückenwir­t in St. Johann. Das gehe vom Bademantel bis zur Fernbedien­ung. In À-la-carte-Restaurant­s sei die Kontrolle ungleich schwierige­r als in Hotels. In ihrem Haus halte sich der Schaden in Grenzen. Die Mitarbeite­r seien angehalten, nach der Abreise zu kontrollie­ren, ob in den Zimmern etwas fehle. In so einem Fall schreibe sie die Gäste an und bitte um Retournier­ung oder frage, ob sie die Rechnung zuschicken dürfe.

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BILD: SN/FRANZ BRINEK Der braune Hase springt in der Oberforsth­of Alm für den gestohlene­n weißen Porzellanh­asen ein. Im Bild die Kellner Josip Zelić (l.) und David Rafael.
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