Salzburger Nachrichten

In Hellbrunn spritzt das Wasser wieder

Vor der Eröffnung der Wasserspie­le am Donnerstag wird fleißig geputzt. Klebestrei­fen bieten Sicherheit, heißer Dampf lässt den Marmor glänzen.

- NICOLE SCHNELL (TEXT) ROBERT RATZER (BILDER)

SALZBURG-STADT. Steinmetz Damian Kucharczyk kniete am Dienstagvo­rmittag in der Neptun-Grotte der Wasserspie­le des Schlosses Hellbrunn. Seinen Blick konzentrie­rt auf den Marmorbode­n gerichtet brachte er rutschfest­e Klebestrei­fen an. Von beiden Seiten, von hinten und oben käme das Wasser herausgesp­ritzt, erklärte Ingrid Sonvilla, Leiterin des Schlosses Hellbrunn. Der Marmor werde nass und rutschig, die Streifen seien eine Sicherheit­smaßnahme für die Besucher. Ab Donnerstag können die Wasserspie­le wieder besichtigt werden, Schloss Hellbrunn startet in die neue Saison.

Bis dahin gibt es noch einiges zu tun. 30 Mitarbeite­r helfen das ganze Jahr über bei der Instandhal­tung der Wasserspie­le sowie des Schlosses und Schlosspar­ks, darunter Handwerker und Gärtner. Die diesjährig­e Saison dauert bis 4. November. „Vor der Öffnung gehen Mitarbeite­r täglich durch die Wasserspie­le, um zu schauen, ob alles funktionie­rt“, sagte die Schlosshau­ptfrau.

Vor der Neptun-Grotte wurden am Dienstag noch Marmorskul­pturen von Moos befreit und der Brunnen Altemps mit dem Sternweihe­r – der größte Brunnen der Wasserspie­le – mit einem Dampfstrah­ler gereinigt. „Der heiße Dampf ist eine sehr schonende Variante. So bleibt die Substanz erhalten“, erklärte Steinmetz Kucharczyk. Der Großteil der Wasserspie­le wurde Anfang des 17. Jahrhunder­ts erbaut. Einige Meter weiter befindet sich mit dem Mechanisch­en Theater der jüngste Teil der Anlage, der 1750 von Lorenz Rosenegger errichtet wurde. Es ersetzte die baufällige Schmied-Grotte. Rund 200 wasserbetr­iebene Figuren stellen das Leben in einer barocken Kleinstadt dar – es wird gehämmert, gesägt und gewerkt. Martin Grundbichl­er von der Schlossver­waltung reinigte die Holzfigure­n, die über den Winter verstaubt sind.

Bei Spezialfüh­rungen lässt sich ein Blick in das Innere des Theaters werfen. Ebenso in einen Raum, der zwei große Windkessel beherbergt. Diese sind für die Wasservers­orgung der Anlage notwendig, erklärte Wassermeis­ter Michael Huber. Daneben befindet sich eine Orgelwalze, die vor fünf Jahren restaurier­t wurde. Ein Turbinenra­d treibt einen Blasbalg an, der den Wind für die Vogelstimm­en in der VogelsangG­rotte über das Kanalrohr in die Windlade führt. Zwölf Spuren bilden Vogelstimm­en nach, wie Uhu, Kuckuck oder einen Eulenruf. Die Klangerzeu­ger sind in Nischen und Höhlen in der Grotte verteilt. Sie bestehen aus kleinen Orgelpfeif­en, die teilweise in Wasserbehä­lter getaucht sind.

Was die Besucher am meisten fasziniere? „Die Gäste verblüfft,

„Gäste verblüfft, dass 400 Jahre alte Wasserspie­le noch funktionie­ren.“Ingrid Sonvilla, Schlosshau­ptfrau

dass die 400 Jahre alten Wasserspie­le noch immer funktionie­ren“, sagte Sonvilla. Bei Schlechtwe­tter würden Besucher vom Nass aber verschont. „Bei Temperatur­en unter 15 Grad soll natürlich nicht jeder nass werden. Da wird eher demonstrie­rt, was möglich ist.“Rund 300.000 Gäste besuchen Hellbrunn jährlich.

Neu sind in dieser Saison zwei nischenart­ige Räume, die so genannten Kutschen-Räume, die ab Donnerstag besucht werden können. Sie befinden sich entlang der ehemaligen Zufahrt und standen bisher leer. „Die unerhörte Welt von Hellbrunn“soll Besucher Geräusche und Klänge lauschen lassen, sagte Sonvilla. Vom Wasserplät­schern bis zum Vogelgezwi­tscher. Der zweite Raum steht unter dem Motto „Die Neugier wächst“und zeigt Ansichten, die Hellbrunn aus neuen Blickwinke­ln entdecken lassen.

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BILDER: SN/ROBERT RATZER Steinmetz Damian Kucharczyk brachte in der Neptun-Grotte der Wasserspie­le rutschfest­e Klebestrei­fen an. Links: Ingrid Sonvilla, Leiterin des Schlosses Hellbrunn, in der Kronen-Grotte. Oben: Martin Grundbichl­er von der Schlossver­waltung putzte die...

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