Salzburger Nachrichten

Iris Berben schwärmt vom „Juwel Salzburg“

Im SN-Interview schwärmt Schauspiel­erin Iris Berben vom „Juwel Salzburg“. Sie sagt, wieso sie der Buhlschaft gerne eine Mutter zur Seite stellen würde. Und sie bestätigt, dass auch sie von Regisseur Dieter Wedel „fertiggema­cht“wurde.

- RALF HILLEBRAND

Im SN-Interview sagt sie auch, wieso sie der Buhlschaft gern eine Mutter zur Seite stellen würde. Und sie betont, dass auch sie von Regisseur Dieter Wedel „fertiggema­cht“wurde.

Mit dem Begriff TV-Legende muss man vorsichtig sein. Jedoch nicht, wenn es um Iris Berben geht. Die 67jährige Deutsche steht seit mehr als 50 Jahren vor der Kamera. Allein als TV-Kommissari­n Rosa Roth ermittelte sie 20 Jahre. Und die GrimmePrei­strägerin ist noch nicht arbeitsmüd­e: Morgen, Samstag, ist Berben an der Seite von Erwin Steinhauer in der ORF/Arte-Produktion „Alt, aber Polt“zu sehen, der Verfilmung des gleichnami­gen Romans von Alfred Komarek (20.15 Uhr, ORF 2).

SN: Frau Berben, Sie spielen in „Alt, aber Polt“eine gescheiter­te Schauspiel­erin. Wie leicht fällt es einer erfolgreic­hen Schauspiel­erin, eine gescheiter­te zu geben? Iris Berben: Ich würde es als reizvoll bezeichnen. Der Reiz besteht darin, die Figur nicht zu beschädige­n. Im Grunde ist es ja eine Frau, die nie ganz zu den Guten gezählt hat, aber immer noch darauf hofft. Das hat auch etwas menschlich-tragisches.

SN: Und denkt man dann nicht daran, dass die eigene Karriere anders hätte verlaufen können? Darüber denkt man nicht erst nach, wenn man solch eine Figur spielt (lacht). Ich weiß, dass alles hätte anders laufen können. Ich habe ja auch einen eher unkonventi­onellen Weg gemacht, einen ohne Schauspiel­schule. Dennoch stehe ich ein halbes Jahrhunder­t vor der Kamera. Dabei muss man sich immer wieder infrage stellen. Man nimmt sich ja nie so wahr, wie die anderen – und das ist gut so. Stellen Sie sich vor, das wäre 1:1. Zudem gehören Leute dazu, die einen fordern und fördern – so wie Julian Pölsler (Regisseur von „Alt, aber Polt“, Anm.).

SN: Haben Sie eigentlich vor Ihrer Besetzung in „Alt, aber Polt“je ein „Polt“-Buch gelesen? Nein, das habe ich leider nicht. Aber immer dann, wenn ich Österreich­er mit den Büchern konfrontie­rt habe, ging bei Ihnen ein Leuchten auf. Es ist an sich ein zutiefst österreich­isches Thema. Umso glückliche­r war ich, dass ich als Deutsche die Rolle ergattern konnte.

SN: In Österreich werden Sie Anfang April mit der Platin-Romy prämiert. Ist es etwas Spezielles, in einem Nachbarlan­d für sein Lebenswerk ausgezeich­net zu werden? Ja, ist es. Besonders wenn das Nachbarlan­d Österreich ist. Allein die Kultur wird bei Ihnen sehr viel offensiver und öffentlich­er gelebt als in Deutschlan­d. In Wien kannst du mit einem Taxifahrer über Spielpläne reden. Das ist für uns Deutsche derart fremd. Ihr Österreich­er habt eine eigene starke Messlatte. Und wenn man sich an diese anlehnen darf, ist das schon bemerkensw­ert.

SN: In der Romy-Aussendung werden Sie als Österreich­Liebhaberi­n bezeichnet ... Das stimmt! Ich habe relativ häufig in Österreich gedreht, ich bin aber auch als Tourist gern dort. Ich bin in die Küche verliebt. Und ich bin in den Wein verliebt. Ich habe auch zu Hause einen Lieferante­n, über den ich portugiesi­schen und österreich­ischen Wein beziehe. Österreich bietet die wichtigste­n Lebenselix­iere: Genuss und Kultur.

SN: Haben Sie auch schon die Salzburger Kultur genossen? Ich war oft in Salzburg. Ich habe auch oft die Festspiele besucht. Salzburg ist ein kleines Juwel.

SN: Hatten Sie je ein Angebot von den Festspiele­n? Sie sprechen wohl von der Buhlschaft. Nein, da bin ich leider durchgerut­scht. Aber wir werden jetzt der Buhlschaft eine kraftvolle Mutter an die Seite stellen (lacht). Nein, die Festspiele standen nie zur Debatte. Schade eigentlich.

SN: Im Romy-Kontext werden Sie auch als Sex-Symbol bezeichnet. Will man als 67-Jährige Sex-Symbol sein? Vor allem in der heutigen Zeit muss man mit so was vorsichtig sein. Ich glaube aber auch, dass Intelligen­z sexy ist. Und wenn es sich dorthin verlagert, kann ich gut damit leben.

SN: Hatte das Image auch negative Auswirkung­en? Nahmen Kollegen etwa an, dass die Leinwand-Femme-fatal auch privat so sein muss? Man muss wissen, dass ich in der 68er-Zeit großgeword­en bin. Damals sind wir auf die Straße gegangen, um für Freiheit und gegen Verkrustun­g zu kämpfen. Mit diesem Selbstbewu­sstsein bin ich auch aufgewachs­en: Wenn jemand einen dummen Satz gesagt hat, hat er eine Antwort gekriegt. Ich habe mich nie klein gefühlt. Deshalb kenne ich dieses Reduziertw­erden nicht.

SN: In einem „Zeit“-Interview haben Sie aber gesagt, dass Sie von Regisseur Dieter Wedel „fertiggema­cht wurden“... Das war kein Reduziertw­erden. Das war eine Form von Machtmissb­rauch (Wedel ließ Berben eine Szene rund 30 Mal wiederhole­n, nachdem sie eine Essenseinl­adung ausgeschla­gen hatte, Anm.). Aber auch da habe ich gesagt, dass ich so nicht arbeiten kann und dann ist er eingebroch­en. Aber ich will gar nicht lange über Dieter Wedel sprechen. Die Diskussion ist schon viel weiter.

SN: Es geht etwa um Maßnahmen, die man setzen muss, oder? Als Präsidenti­n der Deutschen Filmakadem­ie haben Sie auch selbst Schritte geplant ... Ja, es ist gemeinsam mit anderen Institutio­nen eine Anlaufstel­le geplant. Dort soll psychologi­sche und rechtliche Hilfe geboten werden.

Sexuelle Übergriffe sind strafbar. Punkt. Ich finde aber auch, dass die Diskussion ein wenig aus der Öffentlich­keit raus muss, damit nicht jedes Outing ausgeschla­chtet wird.

SN: Und damit die Debatte nicht zu einer „neuen Prüderie“führt, wie Sie in einem anderen Interview angemahnt haben. Das ist ja die Gefahr. Das Thema ist derart sensibel, dass eigentlich alles, was man sagt, einen Aufschrei auslösen kann. Ich bin gegen Prüderie auf die Straße gegangen. Auch deshalb kann ich jetzt nicht damit leben, dass Bilder in Museen abgehängt werden oder Bücher verschwind­en. In der Kunst muss die Freiheit gewahrt werden. Wir wissen ja von vielen Künstlern, dass sie menschlich­e Wracks waren. Das muss man aber trennen. Ich kenne so viele wunderbare Männer – wir dürfen nicht gegen sie arbeiten.

SN: Zurück zu Ihren Projekten: In welchen Rollen sind Sie nach „Alt, aber Polt“zu sehen? Eine Kinokomödi­e von Sönke Wortmann soll geplant sein. Ja, „Der Vorname“. Dazu kommt ein Fünfteiler, „Die Protokolla­ntin“, eine High-End-Serie, produziert von ZDF und ORF. Und es wird noch einen TV-Film geben – „Hanne“, von Dominik Graf (Regisseur. Anm.).

SN: Das klingt nach viel Arbeit. Wieso tun Sie sich den Stress an? Sie könnten auch entspannt unter einer Palme liegen. Sie glauben ja nicht, wie unentspann­t ich unter dieser Palme wäre (lacht). Ja, es ist viel Stress und Disziplin dabei. Aber es ist auch ein Privileg. Und je älter man wird, desto mehr kann ich mir das rauspicken, was ich machen will. Es sind zum Glück die Zeiten vorbei, in denen man als Schauspiel­erin mit 40 um die Karriere bangen musste. Mittlerwei­le gibt es auch für ältere Frauen einen Platz. Aber wir müssen viel dafür tun, dass es mehr Platz gibt. Und dass es noch selbstvers­tändlicher wird, dass es diesen Platz gibt.

 ??  ?? Iris Berben als Mira Martell in „Alt, aber Polt“. Der TV-Film basiert auf dem gleichnami­gen Krimi des steirische­n Autors Alfred Komarek.
Iris Berben als Mira Martell in „Alt, aber Polt“. Der TV-Film basiert auf dem gleichnami­gen Krimi des steirische­n Autors Alfred Komarek.

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