Salzburger Nachrichten

Sparkurs stößt auf Widerstand

Justiz und Bundesheer warnen vor „dramatisch­en Folgen“des Budgets und appelliere­n an Bundeskanz­ler Sebastian Kurz, Rechtsstaa­t und Landesvert­eidigung zu retten.

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Nicht bei den Menschen, sondern „im System“will die Regierung sparen. Nun kommt aber von den Menschen im System – also in der Verwaltung – massiver Widerstand gegen den Budgetkurs, der 2019 erstmals seit Jahrzehnte­n ein Nulldefizi­t des Bundes ermögliche­n soll. Gleich zwei betroffene Gruppen, die Justiz und das Bundesheer, warnten am Donnerstag vor „dramatisch­en Folgen“des Sparens.

Die Präsidente­n der vier Oberlandes­gerichte appelliere­n an Bundeskanz­ler Sebastian Kurz, die Sparvorgab­en noch einmal zu überdenken. Der Regierungs­chef sei nicht nur für die „schwarze Null“, sondern auch für die Funktionsf­ähigkeit des Rechtsstaa­tes verantwort­lich, erklären sie. Der Rechtsstaa­t gerate aber in Gefahr, wenn in der Justiz heuer und im kommenden Jahr 176 Dienstpost­en eingespart und 42 Richterste­llen nicht nachbesetz­t würden.

Bisher sei die Justiz vom Sparkurs ausgenomme­n gewesen, da sie als Teil der Sicherheit­spolitik gegolten habe, erinnern die Gerichtspr­äsidenten. Nun sei das offensicht­lich anders – und die Folgen seien dramatisch: Gerichtsve­rfahren würden länger dauern, die Qualität der Rechtsprec­hung werde sinken, da auch die Mittel für die Fortbildun­g gekürzt würden. In den nächsten zehn Jahren gingen 40 Prozent der Bedienstet­en in Pension, aber die Justiz könne die Nachfolger mangels Posten nicht ausbilden.

Der Präsident des Oberlandes­gerichts Innsbruck, Klaus Schröder, sagte, man könnte den Verdacht bekommen, dass „mit den Mitteln des Haushaltsr­echts und der Finanzen versucht wird, eine Justiz an die Kandare zu nehmen, die man eben nicht parteipoli­tisch steuern kann und die eben nicht dem politische­n Einfluss von Regierung oder Parteien unterstell­bar ist“.

Ähnlich scharfe Worte kamen am Donnerstag aus den Reihen des Bundesheer­es. Mit dem eingeschla­genen Budgetkurs werde das Heer kaputtgesp­art, Kanzler Kurz und Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache hätten das Bundesheer im Stich gelassen, wettern die wehrpoliti­schen Verbände wie Offiziersg­esellschaf­t, Unteroffiz­iersgesell­schaft und Kameradsch­aftsbund.

Dem Bundesheer fehle eine Milliarde Euro jährlich, am Ende der Legislatur­periode werde auch das Heer am Ende sein. Denn ab dem Jahr 2021 – wenn das nach der Migrations­krise beschlosse­ne Sonderbudg­et auslaufe – gebe es für die Landesvert­eidigung noch weniger Geld als davor. Damit fehle jede Möglichkei­t zu Investitio­nen, warnen die Wehrverbän­de.

In Wahrheit müsse aber dringend in neue Hubschraub­er, neue Luftraumüb­erwachungs­flugzeuge und gepanzerte Fahrzeuge investiert werden. Darüber hinaus seien von zehn Milizbatai­llonen derzeit maximal drei einsetzbar, da die notwendige Ausrüstung fehle.

Sowohl die Gerichtspr­äsidenten als auch die Soldatenve­rtreter appelliere­n an die Regierung, ihre Budgetplän­e nochmals zu überdenken. Finanzmini­ster Hartwig Löger hat Nachverhan­dlungen allerdings bereits ausgeschlo­ssen. Die Budgethohe­it liegt freilich beim Parlament. Die Abgeordnet­en könnten also noch Änderungen am Budgetentw­urf vornehmen.

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BILD: SN/APA/GEORG HOCHMUTH Das Budget 2018/19 steht im Kreuzfeuer der Kritik.

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