Diese Mona Lisa zeigt nur ihre Rückenansicht
In einzelnen Kirchen werden rund um Ostern Altäre verhüllt, das Belvedere „versteckt“Kunstwerke vor den Besucheraugen.
WIEN. Wer die Kunst beherrscht, sollte diese Ausstellung auf Händen gehend besuchen. Denn „Verso“stellt alles auf den Kopf, was Ausstellungen eigentlich bedeuten. Hier wird keine Kunst ausgestellt, sondern vorgegeben, dass sich die Kunst vor den Besucheraugen verbirgt und sich gegen die Wand dreht. Oder hat Leonardos „Mona Lisa“, nachdem sie von Millionen Betrachtern beäugt worden ist, genug vom Angestarrtwerden? Will sich das Paar, das Gustav Klimt auf „Der Kuss“so golden verewigt hat, seinen intimen Moment nicht mehr durch fremde Menschen stören lassen?
Jedenfalls hat sich „Mona Lisa“der Wand zugewendet, sodass der Besucher nur die hintere Seite des Bildes samt Einrahmungen und anderen technischen Details sieht.
Der 1961 in São Paulo geborene Künstler Vik Muniz hat die Rückseiten als 3D-Skulptur, als originalgetreue Nachbildung angelegt. Die Fragen „Was ist Kunst“oder „Was ist eine Ausstellung“drängen sich auf, sogar, wenn man die anderen Räume des Oberen Belvedere betritt und dort die „richtigen“Bilder hängen sieht. Neben Klimts „Der Kuss“aus dem Sammlungsbestand hat Muniz auch Egon Schieles Bild „Umarmung“, das ebenfalls im Belvedere gezeigt wird, auf die Rückseite hin „untersucht“.
Wie Vik Muniz bei seiner Presseführung erklärte, sei die Vorderseite einer Kunstikone – und nur solche, weltberühmte Werke hat er ausgesucht – unveränderlich, doch die Rückseite sei „variabel“und lade zu Entdeckungen und Überlegungen. „Für gewöhnlich geht man in ein Museum, um sich mit dem zu konfrontieren, das man bereits kennt.“
Auf der sonst verborgenen Seite seiner dreizehn detailgetreuen Nachbildungen finden sich Zeugnisse der jeweiligen Geschichte und Behandlung wie Zollstempel, Etiketten, aufgekritzelte Nummern und sogar Schrammen früherer „Erlebnisse“. Die Rückseiten sollten Einblicke in die Arbeit der Künstler geben und überdies jeweils „die Geschichte des sagt Vik Muniz.
Die Schau wirkt wie ein „work in progress“, die Bilder lehnen an der Wand, als ob sie auf eine ordentliche Befestigung warteten. Kurator Harald Krejci erzählt von der Vorbereitungsphase: „Sechs Monate hat es gedauert, bis wir den Klimt-,Kuss‘ überhaupt aus der Vitrine nehmen durften, um die Rückseite zu fotografieren.“Für Belvedere-Chefin Stella Rollig ist es wichtig, „auch über Zirkulation im Kunstbetrieb und die Präsentation von Kunst nachzudenken“. Ja allerdings, dazu regt Vik Muniz an. Ausstellung: Bildes erzählen“,