Salzburger Nachrichten

Sparquote fiel 2017 auf einen neuen Tiefpunkt

Österreich­er legten nur 6,4 Prozent des verfügbare­n Einkommens auf die hohe Kante. Sie verwendete­n ihr Geld stärker für den Konsum.

- Wie

Die Österreich­er haben 2017 weniger Geld zur Seite gelegt als im Jahr davor. Die Sparquote der privaten Haushalte ist auf 6,4 Prozent gesunken. Das geht aus den Daten der Statistik Austria hervor. 2016 – im Jahr, in dem die Steuerrefo­rm in Kraft trat – hatte die Sparquote noch 7,9 Prozent des verfügbare­n Einkommens betragen, 2015 war sie bei 6,9 Prozent gelegen. Als Sparen wird in der Volkswirts­chaftliche­n Gesamtrech­nung jener Teil des verfügbare­n Einkommens bezeichnet, der nicht für den Konsum verwendet wird.

Die 6,4 Prozent markieren im langfristi­gen Trend einen Tiefpunkt. Die Sparquote geht mit Ausnahme von 2012 seit 2010 nach unten. Im vergangene­n Jahrzehnt war sie im Durchschni­tt zweistelli­g, 2007 und 2008 betrug sie jeweils 12,4 Prozent, selbst im Rezessions­jahr 2009 sparten die Österreich­er 11,4 Prozent ihres Einkommens. 1995, im Jahr des EU-Beitritts, hatte die Sparquote der privaten Haushalte 14,7 Prozent betragen.

Im europäisch­en Vergleich zählen die Österreich­er allerdings auch mit den zuletzt deutlich niedrigere­n Werten zu den Sparmeiste­rn. Die 7,9 Prozent von 2016 (neuere Vergleichs­werte liegen nicht vor) lagen um mehr als drei Prozentpun­kte über den 4,7 Prozent in der EU. Auch im Euroraum blieb die Sparquote mit 5,4 Prozent deutlich hinter dem Wert in Österreich zurück.

Das verfügbare Einkommen ist 2017 nominell um 1,7 Prozent gestiegen, bei einer Jahresinfl­ationsrate von 2,1 Prozent bedeutet das aber einen realen Einkommens­verlust. Auch wenn man staatliche Sachleistu­ngen etwa für Bildung und Gesundheit zum Einkommen dazurechne­t, konnte das so definierte „verfügbare Einkommen nach dem Verbrauchs­konzept“mit einem Anstieg von 1,9 Prozent die Teuerung nicht kompensier­en.

Betrachtet man die wichtigste­n Einkommens­kategorien, so verzeichne­ten die Löhne und Gehälter („Arbeitnehm­erentgelte“) nominell ein Plus von 3,4 Prozent, sie stiegen damit deutlich stärker als die Inflations­rate. Bei den monetären Sozialleis­tungen (insbesonde­re Pensionen), die nominell lediglich um 0,8 Prozent zulegten, gab es hingegen real ein Minus. Auch die stärker schwankend­en Einkommens­kategorien – Selbststän­dige, Betriebsüb­erschuss und Vermögen – legten nur um 0,6 Prozent zu. Die öffentlich­e Hand langte hingegen kräftig zu, die Steuern vom Einkommen stiegen nominell um 4,0 Prozent, die Sozialbeit­räge um 3,6 Prozent.

Ungeachtet der relativ moderaten Einkommens­entwicklun­g gaben die Österreich­er mehr Geld aus. Die privaten Konsumausg­aben verzeichne­ten im vergangene­n Jahr sowohl nominell (um 3,5 Prozent) als auch real (um 1,4 Prozent) einen Anstieg gegenüber 2016.

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