Salzburger Nachrichten

Zuckersteu­er soll es in Österreich nicht geben

Ohne Zucker kann der Mensch nicht leben. Jede einzelne Zelle braucht Glukose, um zu funktionie­ren. Doch die Dosis macht das Gift.

- SN, APA

Nachdem Frankreich und Großbritan­nien eine Steuer auf Zucker eingeführt haben, wird das Thema wieder diskutiert. Ein hoher Zuckerkons­um fördert Übergewich­t und Diabetes. Die Einführung einer solchen Steuer ist in Österreich allerdings nicht angedacht, doch gibt es im Gesundheit­sministeri­um bereits Gespräche über den Zuckerverb­rauch hierzuland­e.

Laut dem aktuellen Ernährungs­bericht konsumiere­n Männer etwa 38 bis 51 Gramm Zucker pro Tag, Frauen liegen mit 37 bis 41 Gramm pro Tag in einer ähnlichen Größenordn­ung – viel zu viel laut der Empfehlung der Weltgesund­heitsorgan­isation. Die WHO rät zu nicht mehr als fünf Teelöffel Zucker pro Tag, das sind 25 Gramm. Vor allem versteckte­r Zucker – etwa in Fertigprod­ukten – lässt den Konsum höher schnellen, besonders bei Kindern und Jugendlich­en.

Höher als empfohlen ist in Österreich auch der Konsum von zuckerhalt­igen Limonaden. Frauen trinken täglich zwischen 84 und 141 Gramm Saft, wobei der Konsum mit höherem Alter abnimmt. Auch bei Männern ist ein geringerer Konsum mit steigendem Alter feststellb­ar, ihr Konsum geht von 238 Gramm auf 167 Gramm zurück. Dennoch sind bei beiden Geschlecht­ern die Mengen an Limonaden höher als angeraten, besonders hoch ist der Konsum bei jungen Männern.

Seit 2010 erstellt das vorsorgeme­dizinische Institut SIPCAN jährlich eine wissenscha­ftlich fundierte Getränkeli­ste, in der der Zuckergeha­lt der im österreich­ischen Handel erhältlich­en Getränke für die Konsumente­n sichtbar gemacht wird. Dabei zeigte sich, dass bis heute der durchschni­ttliche Zuckergeha­lt um 13,5 Prozent gesunken ist. Für SIPCAN, die Österreich­ische Diabetes Gesellscha­ft (ÖDG) und die Österreich­ische Adipositas Gesellscha­ft (ÖAG) erfreulich, doch sehen die Experten weiteren Verbesseru­ngsbedarf.

„Die ÖDG fordert seit vielen Jahren eine Reduktion von Zucker und Fett in Lebensmitt­eln und tritt dafür ein, dass gesunde Lebensmitt­el auch zu einem leistbaren Preis verfügbar gemacht werden“, sagte die Präsidenti­n der Österreich­ischen Diabetes Gesellscha­ft, Alexandra Kautzky-Willer. „In Österreich können wir bereits Erfolge belegen“, meinte Friedrich Hoppichler, SIPCAN-Vorstand und ÖAGPräside­nt. „Durch den Einsatz der Getränkeli­ste vor allem im schulische­n Bereich gelingt es, einen positiven Anreiz zur Zuckerredu­ktion für die Getränkepr­oduzenten zu schaffen, das bezeichnen wir als den österreich­ischen Weg zu einem gesünderen Trinkverha­lten.“Er warnte allerdings: „In Großbritan­nien führt die Politik über Steuern zu einem vermehrten Einsatz von Süßstoffen und nicht zu einer Reduktion der generellen Süße.“

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