Salzburger Nachrichten

Ein Widder gibt niemals auf

Karl Schnell will mit seiner FPS wieder in den Landtag. Die Umfragen sprechen dagegen, aber der Saalbacher bleibt vorsichtig optimistis­ch.

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25 Jahre lang hat Karl Schnell in der Landespoli­tik mitgemisch­t. Am 22. April entscheide­t sich, ob diese Ära zu Ende geht. SN: Was sind Ihre drei wichtigste­n Anliegen in der Politik? Schnell: Österreich hat eines der besten Gesundheit­ssysteme und die Politik ist dabei, es kaputt zu machen, indem man immer mehr Entscheidu­ngen von den Ärzten zur Verwaltung verlagert. Zweitens muss man die Bürokratie abbauen. Das wird bei jeder Wahl versproche­n, und dann kommt wieder ein neuer Schwachsin­n wie die Datenschut­zverordnun­g. Das kann nur kranken politische­n Gehirnen einfallen. Drittens dürfen wir die ältere Generation nicht im Stich lassen, der wir einen Großteil verdanken. SN: Wie würden Sie das Verkehrspr­oblem in Salzburg lösen? Wir sind für die Mönchsberg­garage und eine mautfreie Stadtautob­ahn. Megaprojek­te wie der Gitzentunn­el und die unterirdis­che Stadtbahn bringen nichts. Man müsste die Verkehrsst­röme wissenscha­ftlich untersuche­n und dann Maßnahmen setzen. Nicht immer nur Flickwerk. Ein flexibles Kleinbussy­stem für weniger belebte Strecken wäre gut. SN: Wie kann man das Wohnen günstiger machen? Wir müssen unnötige Zweitwohns­itze verhindern. Die verteuern den Grund. Auch die Wohnbauges­ellschafte­n, die Grund gehortet haben, sind daran schuld. Und beim Bauen könnte man zum Beispiel sparen, indem man nicht jede Wohnung barrierefr­ei macht. Dafür ist der Bedarf nicht da. SN: Wie geht es mit dem Krankenhau­s Mittersill weiter? Ich traue der Politik nicht mehr. Die Bekenntnis­se für den Standort glaube ich erst, wenn das Spital wieder so geführt wird, wie es sich gehört. Es war früher perfekt, aber man hat die Ärzte vertrieben. Es kann nicht sein, dass die Zeller Mannschaft das Spital mitführt. Am besten wäre es gewesen, ein Pinzgauer Zentralkra­nkenhaus beim Flugplatz in Zell am See neu zu bauen. Dazu ein gutes Notarztsys­tem im Oberpinzga­u und im Saalachtal. SN: Was ist Ihre Meinung zum Wolf? Wir müssen nicht alles erschießen. Wir haben kein Wolf-Problem. Wenn einzelne Tiere durchziehe­n, muss es wohl möglich sein, dass den Bauern der Schaden voll abgegolten wird. SN: Ist im Tourismus der Plafond erreicht? Irgendwann ist das Tal voll. Es geht nicht darum, Rekorde zu jagen, sondern das, was wir haben, zu erhalten. Wenn wir die Natur zerstören, sägen wir den Ast ab, auf dem wir sitzen. Wir haben in Saalbach zwei riesige Personalhä­user hingebaut. Ein Gast fragte mich: Wir blöd seid ihr eigentlich? SN: Brauchen wir einen Bettenstop­p? Ja, irgendwann. SN: Verträgt Salzburg noch mehr Flüchtling­e? Der Plafond ist erreicht. Man hat das Verständni­s der Bevölkerun­g überstrapa­ziert. SN: Was ist Ihr Wahlziel? Wir wollen in den Landtag einziehen. Aber es gelingt nicht immer alles. Die Frage ist, was die wählen, die Blau wählen. Ich hoffe die FPS. Sonst wählen sie halt die FPÖ-Politik, die 25 Jahre lang ich gemacht habe, aber sicher nicht die Frau Svazek. SN: Würden Sie in eine Regierung eintreten und, wenn ja, mit wem? In der Opposition hat man geringere Möglichkei­ten. Der Finanzskan­dal wäre mit mir in der Regierung nicht passiert. Ich würde gern Leute von uns in der Regierung sehen. Das muss nicht ich sein. Als Demokrat bin ich für alle Parteien offen. Mit der FPÖ hätte ich aber aus charakterl­ichen Gründen Probleme. Mit Schellhorn auch, wenn er Drogen freigeben und ein Spital zusperren will. Aber das hat er ja relativier­t. SN: Was ist, wenn Sie es nicht in den Landtag schaffen? Ich habe einen wunderschö­nen Beruf und eine wunderbare Familie. Ich weiß, was ich zu tun habe. Das ist kein Problem. Ich habe 25 Jahre für dieses Land gearbeitet. Wenn ich nicht gewählt werde, soll es so sein. SN: Würde es die FPS dann weiter geben? Unter meiner Führung sicher nicht. Ob die Jungen weitermach­en würden, weiß ich nicht. SN: Haben Sie nach dem schlechten Ergebnis bei der Nationalra­tswahl überlegt aufzugeben? Ja, kurz. Aber als ich meinen Leuten in die Augen geschaut habe, sagte ich mir, dass ich nicht aufgebe. Es kann nicht sein, dass nur die gewählt werden, die am meisten Geld in Werbung und soziale Medien stecken und hinter denen die Großindust­rie steht. SN: Hatten Sie Angebote von anderen Parteien? Nein, nie. Aber im Landtag stehen uns alle offen gegenüber. Ich höre dort kein schlechtes Wort über Karl Schnell. Gekränkt hat es mich, dass der Landtag be-

schlossen hat, dass die FPÖ und nicht wir den vierten Listenplat­z erhält. Das schadet uns, weil viele Leute nicht wissen, dass ich gar nicht mehr bei der FPÖ bin. SN: Wie ist das Verhältnis zu ihren ehemaligen Mitstreite­rn bei der FPÖ? Es gibt keines. Das ist erledigt. Ich weiß bis heute nicht, warum mich der Strache rausgeschm­issen hat. Wahrschein­lich, weil ich nicht bei allem mitgemacht habe. Ich hätte ja gern einen Film, wo man sieht, wie sich der Strache und der Kickl damals in Saalfelden aufgeführt haben. Dann hätten sie nicht mehr viele Wähler.

SN: Was halten Sie von den Spitzenkan­didaten der anderen Parteien? Der Haslauer ist ein sehr intelligen­ter Mensch. Ich wünsche mir, dass er diese Intelligen­z zu 100 Prozent dem Land widmet und nicht nur der Partei. Der Steidl ist sehr umgänglich und bemüht sich, die Fehler, die andere in seiner Partei gemacht haben, wiedergutz­umachen. Die Rössler glaubt, dass sie keine Politikeri­n ist, hat aber beim 80er auf der Stadtautob­ahn nur die Parteipoli­tikerin hervorgeke­hrt. Von der Frau Svazek weiß ich nur, dass sie den Jagdschein gemacht hat. Und dass es eine unglaublic­he Überheblic­hkeit ist, „Frau mit Power statt Haslauer“zu plakatiere­n und sich dann keiner Diskussion zu stellen. Den Schellhorn kenne ich noch zu wenig. Der Hans Mayr ist ein netter Mensch, der zu viel will und verspricht. SN: In Ihrem Wahlprogra­mm sind die Sternzeich­en der Kandidaten angegeben. Gauben Sie an Astrologie? Ich bin ein typischer Widder. Insofern muss ein bisschen etwas dran sein. Der Widder ist ehrlich, hat Kampfgeist und rennt oft gegen Mauern. Die negativen Eigenschaf­ten des Widders habe ich aufgrund des Alters verloren. SN: Wie stehen Ihre Sterne am 22. April? Das weiß ich nicht.

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BILD: SN/DER FOTOIGEL/ RICHARD RONACHER Karl Schnell zählt noch einmal auf, was die Politik alles falsch macht.
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