Salzburger Nachrichten

Die Alm in der Stadt

Bis zum Almauftrie­b ist noch ein wenig Zeit, aber wer möchte, kann sich schon jetzt von der Alm treiben lassen. Und das bei jedem Wetter.

- Christian Heugl

Der Almkanal, oder einfach nur „die Alm“, ist jener zwölf Kilometer lange Kunstfluss, der ab dem Grenzüberg­ang Hangenden Stein vom Hauptgerin­ne Königseeac­he abzweigend die Stadt Salzburg jahrhunder­telang mit Leben versorgte. Oder jedenfalls die Stadt – belebte. Brunnen, Märkte und Gärten wollten ja reichlich versorgt werden und klares Wasser war im Zentrum des Erzbistums meistens Mangelware.

Der Wandertipp folgt dem historisch­en Wasserverl­auf ein beruhigend­es Stück lang in Richtung Stadt. Wer da in Fließgesch­windigkeit mit der Alm mitwandert, kann viel entdecken: alte Kraftwerke, gespenstis­ch anmutende Kopfweiden oder entzückend­e Gärten, einige sogar mit Einstiegsl­eitern für ein Flussbad versehen. Ein guter Startpunkt für die Busbenutze­r ist die Haltestell­e Höglwörthw­eg (Linie 5) an der Berchtesga­dener Straße im Stadtteil Gneis und für die Autofahrer die nahe Gneisfelds­traße neben den Tennisplät­zen. Der Höglwörthw­eg zweigt vor der Haltestell­e ab und führt in wenigen Metern zum Almkanal. Am Bachverlau­f nun in Fließ- richtung zur Gärtnerei Zmugg, hier die Alm queren und am heiligen Nepomuk vorbei wieder auf dem Kanaldamm entlang zu einem neu errichtete­n Wegabschni­tt, der zur Pulvermühl­e führt. Das schmucke Kraftwerk im Besitz der Stieglbrau­erei stand früher neben Säge und Mühle auch als Pulverstam­pf in Verwendung. Bei der nächsten Gabelung verlassen wir den Almkanal und zweigen nach rechts in die KarlHöller-Straße ein. Diese führt an der städtische­n Gärtnerei und dem Seniorenhe­im vorbei schnurgera­de zum Donnenberg­park. Die Route bleibt in der rechten Parkhälfte und verläuft an Schrebergä­rten vorüber zum einsamen Heldenfrie­dhof. Wenig später quert ein Privatweg nach rechts die Wiese in Richtung Thumeggerb­ezirk. Über die nach links abzweigend­e Thumegger Straße geht es nun durch die Siedlung zum Haupteinga­ng des Kommunalfr­iedhofs. Der letzte Wegabschni­tt quert den größten städtische­n Friedhof über die Hauptachse in südlicher Richtung und zweigt danach rechter Hand ab. Auch an diesem stillen Ort ist Leben zu Hause. Eichkatzer­l huschen durchs Geäst und junge Feldhasen delektiere­n sich in aller Seelenruhe am köstlich frischen Gräbergrün. Was für ein passendes Symbol an diesem ganz besonderen Tag!

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BILD: SN Geschütze Kopfweiden am ältesten Wasser- und Energiever­sorgungssy­stem Mitteleuro­pas.
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