Salzburger Nachrichten

Klimastrat­egie der Regierung in der Kritik

Die Klima- und Energiestr­ategie ist das erste Großprojek­t, das die Regierung konkret angeht. Vor der heutigen Präsentati­on häuft sich die Kritik am Verwässern der Entwürfe.

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Heute, Dienstag, präsentier­t die Regierung ihre Strategie zum Klimaschut­z. Schon jetzt gibt es Kritik, dass viele konkrete Punkte gestrichen wurden.

WIEN. Auch über das Osterwoche­nende ist die Kritik an der Klima- und Energiestr­ategie der Bundesregi­erung nicht verstummt. Umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger (ÖVP) und Infrastruk­turministe­r Norbert Hofer (FPÖ) wollen das Papier heute, Dienstag, in Wien in der Wirtschaft­suniversit­ät vorstellen. Nach der Kritik im Vorfeld, dass das Papier zu wenig konkret ausfallen dürfte, legte die Umweltorga­nisation Greenpeace am Ostermonta­g noch einmal nach. „In den letzten Tagen vor der Präsentati­on der Klima- und Energiestr­ategie hat das Finanzmini­sterium wichtige Passagen zu Zeitrahmen, Zuständigk­eit und Finanzieru­ng gestrichen“, kritisiert Adam Pawloff, Klima- und Energiespr­echer von Greenpeace Österreich. Auch die wenigen Ansätze, um das Steuersyst­em in Österreich langfristi­g umweltfreu­ndlicher zu machen, seien entfernt worden. Dabei sei es unter Experten seit Jahren unbestritt­en, „dass CO2 in irgendeine­r Form einen Preis bekommen müsste“, sagte Pawloff den SN.

So seien bei zehn sogenannte­n Leuchtturm­projekten, etwa „E-Mobilitäts-Offensive“, „thermische Gebäudesan­ierung“oder beim Programm „100.000 Dächer Photovolta­ik und Kleinspeic­her“, die Absätze zu den Förderungs­instrument­en, den Verantwort­lichkeiten und den Zeitplänen gestrichen worden. Derartige Details hat die Umweltorga­nisation nach eigenen Angaben aus regierungs­internen Quellen in Erfahrung gebracht. Wie berichtet, hatte auch Österreich­s bekanntest­e Klimaforsc­herin, Helga Kromp-Kolb, kritisiert, dass die in den Medien bekannt gewordenen Vorschläge zur Klimaschut­zpolitik und zum Umbau des Energiesys­tems zu wenig konkret seien. Parallel dazu erscheinen auch bestehende Instrument­e wie der Sanierungs­scheck zur thermische­n Verbesseru­ng von Privathäus­ern gefährdet. Dieses Instrument läuft ab nächstem Jahr aus, falls es nicht verlängert wird. Die Maßnahme war ab 2009 ursprüngli­ch mit 100 Millionen Euro im Jahr dotiert, seit 2016 ist es nur noch weniger als die Hälfte.

Greenpeace fordert nun von Finanzmini­ster Hartwig Löger sowie den beiden fachlich zuständige­n Ressortche­fs Köstinger (Umwelt, Energie) und Hofer (Infrastruk­tur), dass sie konkrete Eckpunkte wie Zeitpläne, Zuständigk­eiten und Finanzieru­ng sehr wohl in dem Strategiep­apier verankern. Nach der Präsentati­on soll bis Juni eine Art Konsultati­on der Klima- und Energiestr­ategie erfolgen, dann soll die Endversion fixiert werden.

Mit der Präsentati­on der Strategie startet die Regierung heute, Dienstag, in ihre zweiten 100 Tage. Wie Bundeskanz­ler Sebastian Kurz und Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache am Osterwoche­nende ankündigte­n, wollen sie das Reformtemp­o weiterhin hoch halten. So soll noch diese Woche vom Wirtschaft­s- und vom Außenminis­terium eine neue Strategie zur Förderung des Außenhande­ls vorgestell­t werden. Ebenfalls diese Woche will Justizund Verwaltung­sreformmin­ister Josef Moser erste Ergebnisse seiner Bemühungen um eine Durchforst­ung der Rechtsordn­ung nach nicht mehr benötigten Gesetzen präsentier­en. Einzelne Ressorts – etwa das Bildungsmi­nisterium – haben bereits Erlässe, die nicht mehr zeitgemäß waren, aufgehoben.

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BILD: SN/APA Photovolta­ik soll in Österreich in Zukunft vermehrt zum Einsatz kommen.

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