Balten hoffen auf ein klares Signal von Trump
Das Verhältnis zu Russland ist Hauptthema bei einem Treffen der vier Präsidenten in Washington.
Nicht zuletzt seit der russischen Annexion der Krim und dem Krieg in der Ukraine sehen die Baltenstaaten Moskaus Muskelspiele mit wachsender Sorge. Doch allein hätten Lettland, Litauen und Estland mit zusammen nur rund sechs Millionen Einwohnern dem mächtigen Nachbarn im Osten kaum etwas entgegenzusetzen. Umso wichtiger ist den drei Staaten daher die Unterstützung des Westens – nicht nur die der EU, sondern auch die der USA.
Heute, Dienstag, empfängt US-Präsident Donald Trump seine Amtskollegen aus den drei baltischen Staaten im Weißen Haus. „Das Hauptthema wird unzweifelhaft Sicherheit sein“, betonte der lettische Präsident Raimonds Vejonis vor dem Vierergipfel. Gemeinsam mit Kersti Kaljulaid (Estland) und Dalia Grybauskaite (Litauen) will er bei Trump vor dem NATO-Gipfel im Juli in Brüssel für eine weitere Stärkung der NATOOstflanke werben. Unterstützung erhoffen sich die an Russland grenzenden Länder im Nordosten Europas besonders bei der Luftverteidigung und Flugabwehr.
Dass Trump die NATO im Wahlkampf als „obsolet“bezeichnet hatte, hallt in Tallinn, Riga und Vilnius noch immer nach. Mit Sorge werden auch die Auseinandersetzungen des US-Präsidenten mit den Verbündeten in Europa und sein oft unberechenbares Verhalten beobachtet. In einer Umfrage zu Jahresbeginn in Litauen trauten zwei Drittel der Befragten Trump nicht zu, die richtigen Entscheidungen in wichtigen Fragen zu treffen.
Das Misstrauen gegenüber dem US-Präsidenten ist damit fast so hoch wie gegen Kremlchef Wladimir Putin, der ohnehin wie ein Geist über dem Vierertreffen schweben dürfte. Denn auch Trumps lobende Worte über Russlands Präsidenten sind im Baltikum nicht vergessen.
Zwar hat sich der Ton zwischen den Regierungen in Moskau und Washington erheblich verschärft, Trump ist dabei aber keine treibende Kraft. Als seine Regierung in der vergangenen Woche als Reaktion auf den Giftanschlag in Großbritannien 60 russische Diplomaten auswies und das russische Konsulat in Seattle schloss, war der Präsident auffällig still. Mitarbeiter seines Sicherheitsrats warnten Russland mit scharfen Worten, Trump aber sprach nicht öffentlich über das Thema. Auch andere Entscheidungen offenbaren eine zunehmende Schere zwischen ihm und seiner Regierung, was Russland angeht.
Die Staatschefs der drei kleinen EU- und NATO-Staaten versprechen sich von ihrem Besuch nun ein klares Signal an Moskau.