Salzburger Nachrichten

Mallorca dreht den Sprit ab

Die Regierung der Balearen gibt Gas. Ab 2025 dürfen keine neuen Dieselfahr­zeuge mehr zugelassen werden. Die riesigen Mietwagenf­lotten müssen elektrifiz­iert werden.

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PALMA. Die spanische Ferieninse­l Mallorca will zum Vorreiter beim Klimaschut­z werden und Dieselfahr­zeuge komplett verbieten. Nach den Plänen der Inselregie­rung sollen zudem die Autovermie­ter schrittwei­se ihre riesigen Wagenflott­en auf Elektrofah­rzeuge umstellen. Auch das einzige Kohlekraft­werk auf Mallorca will man dichtmache­n. Das Fernziel lautet, auf den Balearisch­en Inseln, zu denen auch Ibiza, Menorca und Formentera gehören, nur noch saubere Energie zu benutzen.

„Wir wollen Inseln, die nicht die Umwelt verschmutz­en“, sagt die Sozialisti­n Francina Armengol (46), Regierungs­chefin der Balearen. Ihre wichtigste Waffe wird ein neues Klimaschut­zgesetz sein, das gerade im Regionalpa­rlament von Palma beraten wird und 2019 in Kraft treten soll. Armengol führt eine Mittelinks-Regierung aus Sozialiste­n und der linksökolo­gischen Inselparte­i Més an.

Kern des Klimageset­zes ist ein Stufenplan. Zuerst wird den Dieselfahr­zeugen der Kampf angesagt: Ab 2025 sollen keine neuen Dieselauto­s auf den Inseln mehr zugelassen werden; für Altfahrzeu­ge ist zunächst ein Bestandssc­hutz geplant. Zehn Jahre später, ab 2035, soll es mit ähnlichen Einschränk­ungen den Benzinmoto­ren an den Kragen gehen, die dann ebenfalls schrittwei­se verbannt werden.

Auch Urlauber, die mit eigenem Untersatz auf die Ferieninse­ln reisen wollen, müssen sich dann anpassen. Ab 2025, also in sieben Jahren, dürfen Touristen keine Dieselfahr­zeuge mehr auf die Inseln bringen, von 2035 an auch keine Benziner mehr.

Da die meisten Feriengäst­e aber per Flugzeug kommen und sich einen Wagen mieten, müssen die Autoverlei­her schon bald beginnen, ihre Flotten auf umweltfreu­ndliche Elektrofah­rzeuge umzurüsten. Ab 2035 sollen nur noch Elektroaut­os auf Mallorca vermietet werden. Damit dieses Ziel erreicht wird, sollen von 2020 an jedes Jahr wenigstens zwei Prozent der Mietwagenf­lotte auf Elektroant­rieb umgestellt werden. Gleichzeit­ig werden in den kommenden Jahren Tausende Ladestatio­nen auf den Inseln installier­t – auch auf den Parkplätze­n der Hotels. Allein auf Mallorca sind im Sommer rund 100.000 Mietwagen unterwegs.

Laut der Balearenre­gierung ist der Straßenver­kehr für 35 Prozent des Kohlendiox­id-Ausstoßes auf den Inseln verantwort­lich. Die Umstellung des gesamten Fahrzeugpa­rks müsse daher ein wesentlich­er Teil des Kampfs gegen den Klimawande­l sein, sagt Ministerpr­äsidentin Armengol. Bis 2050 will man die Energiewen­de abschließe­n: Dann sollen nur noch Elektrofah­rzeuge auf Mallorca rollen und Strom sowie Heizenergi­e aus erneuerbar­en Quellen kommen.

Dem Klima zuliebe will die balearisch­e Regierung auch das einzige Kohlekraft­werk auf den Inseln, das im Norden Mallorcas steht, bis 2025 schließen. Ein Plan, gegen den sich Spaniens konservati­ve Zentralreg­ierung, die in dieser Frage das letzte Wort hat, bisher noch sperrt. Die Balearenre­gierung führt an, dass dieses alte Kohlekraft­werk, welches seit 1981 am Rande des Urlaubsort­s Alcúdia in Betrieb ist, rund 25 Prozent der CO2-Emissionen auf den Balearen verursacht.

Statt auf Kohle will man auf Sonnenener­gie setzen, die auf Mallorca wie in ganz Spanien erstaunlic­herweise bisher keine größere Rolle spielt: Dazu sollen zum Beispiel alle größeren Parkplatzf­lächen auf den Inseln mit Solarpanee­len überdacht werden. Zudem müssen bald auf allen neuen Gewerbe- und Industrieg­ebäuden Sonnenkoll­ektoren installier­t werden. Das Gleiche gilt für Bauten der öffentlich­en Verwaltung, die Vorreiter bei Mallorcas Energiewen­de spielen soll.

Der balearisch­e Klimaschut­zplan soll helfen, die Energiezie­le der EU zu erfüllen. Danach müssen bis 2020 europaweit 20 Prozent aller Energie aus erneuerbar­en Quellen kommen. Davon sind die Balearen weit entfernt: Bisher produziere­n die Inseln nur zwei Prozent ihrer Energie aus sauberen Quellen.

Anfang des Jahres hatte die Balearenre­gierung bereits ein richtungsw­eisendes Abfallgese­tz auf den Weg gebracht. So sind ab 2020 Plastiksac­kerl, Plastikges­chirr und andere Artikel, die nicht aus kompostier­baren Materialie­n bestehen, verbannt.

„Wir wollen saubere Inseln.“ Francina Armengol, Regierungs­chefin

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BILD: SN/AFP Nicht nur für die Urlauber, auch für die Energiegew­innung soll die Sonne bald eine wichtige Rolle spielen.
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