Salzburger Nachrichten

Offene Worte eines Brigadiers

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In der Armee des Kaisers war es strengsten­s verpönt, sich als Offizier öffentlich politisch zu äußern. Lesenswert dazu die Erinnerung­en des Alfred Jansa. Man verstand sich als Diener der Politik. Das blieb im Großen und Ganzen auch in den beiden Republiken danach so. Zwischen den beiden Republiken zumeist auch, leider. Höhere Offiziere der Zweiten Republik, die ihre Meinung öffentlich kundtun wollten, taten dies allerhöchs­tens unter Pseudonym in der – inzwischen eingespart­en – Zeitschrif­t „Der Soldat“. Womit aber nur eine begrenzte Öffentlich­keit erreicht wurde. Das Ganze fühlte sich so an, als gäbe der frischgeba­ckene Offizier am Tag der Ausmusteru­ng sein Recht auf freie Meinungsäu­ßerung in Wiener Neustadt am Appellplat­z ab.

Aber: Am 8. März 2018 wurde alles anders. Ein Brigadier des Bundesheer­es sagt in den „Salzburger Nachrichte­n“öffentlich, was er von den Dingen hält. Man muss nicht in allem seiner Meinung sein. Erfrischen­d ist es aber allemal, wenn die veraltete Interpreta­tion des Primats der Politik endlich einer modernen Interpreta­tion der Meinungsfr­eiheit weicht. Einer, die tatsächlic­h für alle gilt.

Oder möchte jemand dem Brigadier Hufler unterstell­en, dass er mit militärisc­her Macht droht, nur weil er laut sagt, woran es krankt? Reinhold Sulz Hauptmann der Reserve 1210 Wien

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