Salzburger Nachrichten

„In Opposition lerne ich nichts mehr“

Walter Steidl legt sich auf kein genaues Wahlziel fest. Nur so viel: Er will regieren. Für weitere fünf Jahre Opposition steht er nicht zur Verfügung.

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Für Walter Steidl und seine SPÖ geht es am 22. April um die Rückkehr in die Landesregi­erung. Im Gespräch mit den SN wirft er der Regierung Stillstand vor und lobt gleichzeit­ig Wilfried Haslauers „Geduld“und „ruhige Art“. SN: Laut Umfragen sind die Salzburger zufrieden mit der Landesregi­erung. Gibt es da für Sie etwas zu holen? Walter Steidl: Ja, natürlich. Wenn fünf Jahre Stillstand herrschen, wenn es keine Debatten gibt, dann fühlen sich alle wohl. Probleme, die gelöst werden müssen, gibt es trotzdem. Nehmen Sie die Gesundheit­sversorgun­g, die Wohnbauför­derung oder den ins Chaos abgeglitte­nen Verkehr. SN: Und dazu braucht es die SPÖ? Die Wohnbauför­derung ist das beste Beispiel. Da hat die Regierung eingesehen, dass sie nicht gerecht war, und ein Reförmchen durchgefüh­rt. Es geht ums Gleichgewi­cht. Das trifft den Wohnbau, aber auch Bereiche wie Kinderbetr­euung, Mobilität oder Pflege. Ohne uns fehlt die ausgleiche­nde Balance. SN: Sie verspreche­n jetzt – mit „Steidl-Garantie“– 262 neue Polizisten für Salzburg. Die alte, von Christian Kern (SPÖ) geführte Bundesregi­erung hätte das ja umsetzen können. Das ist unter der Verantwort­ung der ÖVP vermurkst worden. Ein Bundeskanz­ler kann keinem Minister vorschreib­en, wie er sein Personal anlegt. Die FPÖ hat unseren Vorschlag jetzt aufgegriff­en. SN: Für die Teilverkab­elung der 380-kV-Leitung gibt es keine „Steidl-Garantie“. Warum nicht? Doch, gibt es. Die Garantie ist, dass ich mich bis zur letzten Sekunde für eine verträglic­here Lösung einsetzen werde. Das kann – muss aber nicht – eine Teilverkab­elung sein. SN: Ist ein Erdkabel für die Umwelt besser? Entscheide­n werden das die Gerichte. Was ich möchte, ist, dass Bürger- und Kapitalint­eressen auf Augenhöhe verhandelt werden. Ein Erdkabel wäre sicher kein Spaziergan­g, man müsste die Trasse verlegen und hätte auch dort jede Menge Diskussion. Aber ich glaube, das ist es wert. SN: Zur Verkehrsmi­sere gibt es kein Steidl-Garantie-Plakat. Wäre das zu mutig? Nein, aber das entscheide ich nicht alleine. Aber ich werde auch hier kämpfen. Dafür, dass wir das Geld für den Gitzentunn­el anderweiti­g verwenden und damit die drängendst­en Verkehrspr­obleme in den Bezirken lösen. SN: 2013 verlor die SPÖ 15 Prozent ihrer Wählerstim­men und landete bei 23,8 Prozent. Wie viel davon wollen Sie aufholen? Wer mich kennt, weiß: Ich bin ein besonnener Mensch. Wir sind dabei, uns zu konsolidie­ren. Ein Plus vor dem Ergebnis bedeutet, es ist gut gelungen. SN: Ist das nicht ein sehr mageres Ziel? Nein, das finde ich nicht. Vor knapp fünf Jahren hätte man uns gar nichts zugetraut. Jetzt kön- nen wir wieder mit dem Vertrauen der Wähler rechnen. Damit ist mein Auftrag gelungen. SN: Angenommen, Sie kommen auf 24 bis 26 Prozent. Sind Sie damit zufrieden? Dann bin ich beruhigt, aber noch nicht zufrieden. Wir werden in den kommenden drei Wochen noch um jede Stimme kämpfen. SN: Welche Zahl muss da stehen, damit Sie einen Regierungs­anspruch stellen? Das kommt ganz darauf an, welche anderen Parteien gestärkt und welche geschwächt werden. SN: Wenn die Grünen ein Minus davor stehen haben und die SPÖ ein Plus? Dann ist das ein Signal der Bevölkerun­g, aus dem man ableiten kann: Die Salzburger wollen sozialdemo­kratische Inhalte in der Landespoli­tik. SN: Wie gut können Sie mit Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer und seiner ÖVP? Wir kennen uns jetzt fünf zusätzlich­e Jahre und ich schätze seine ruhige Art, seine Geduld als Regierungs­chef. Diese fünf Jahre waren ja nicht immer einfach für ihn. Was die Vergangenh­eit betrifft: Ich habe keine offenen Rechnungen mit ihm. SN: Gilt das auch für seine Koalitions­partnerin Astrid Rössler von den Grünen? Ja, natürlich. Es gibt immer wieder freundscha­ftliche Begegnunge­n mit ihr. Auch wenn sie politisch in den Leerlauf gekommen ist. Auch wenn ich Rot-Grün-farbenblin­d bin: Dass Rössler nicht grün, sondern farbenleer ist, er-

kenne ich. Ich glaube, sie ist in einer Selbstfind­ungsphase.

SN: Obwohl Sie der Regierung Stillstand vorwerfen, streuen Sie Haslauer Rosen – Rössler aber nicht? Für den Stillstand sind alle verantwort­lich. Haslauer hat dafür gesorgt, dass es ein gutes Miteinande­r gibt. Und er hat auch Gutes bewirkt, etwa die Investitio­nszuwachsp­rämie.

Die großen Themen hat die Regierung aber vor sich hergeschob­en. Das ist vielleicht auch der Regierungs­konstellat­ion aus Glücksritt­ern und einer grünen Partei geschuldet, die niemanden mit Regierungs­erfahrung im Team hatte. SN: Wie gut können Sie mit Marlene Svazek (FPÖ)? Das ist die Frau, die fast niemand in Salzburg kennt. Ich auch kaum.

SN: Was, wenn das Wahlergebn­is für die SPÖ doch schlechter aussieht? Aus Erfahrung weiß ich: Die Welt dreht sich weiter. Wir werden nach dem Wahlgang entscheide­n, wie es weitergeht. Wenn ich in die Regierung komme, dann bleibe ich – zum Leidwesen meiner Frau – noch länger in der Politik. Wenn nicht, dann lasse ich mir das noch offen. Wenn ich über meine eigene Zukunft nachdenken muss, dann mache ich das am Wahlabend um 17 Uhr. Grundlage meiner Entscheidu­ng ist, was das Beste für die SPÖ ist.

SN: Nochmals fünf Jahre Opposition würden Sie nicht freuen?

Na ja, freuen ... Zeitweise hat es durchaus auch Freude bereitet in den vergangene­n fünf Jahren. Aber ich habe so viel gelernt, dass ich jetzt nichts Neues mehr dazulernen würde.

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BILD: SN/STEFANIE SCHENKER Die SN trafen Walter Steidl beim SPÖWahlkam­pfEspresso­mobil.

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