Salzburger Nachrichten

Nur Transparen­z schützt den gläsernen Menschen

Sicherheit und Komfort haben einen hohen Preis. Das zeigen die Diskussion­en über Facebook und das Überwachun­gspaket gleicherma­ßen.

- Thomas Hofbauer THOMAS.HOFBAUER@SN.AT

Was ist nur mit uns los? Wie können wir uns über das neue Überwachun­gspaket der Bundesregi­erung echauffier­en und mit Kundenkart­en im Supermarkt bezahlen? Der Umgang mit unseren Daten treibt uns in einen Zwiespalt wie sonst selten ein Thema. Denn wir müssen zwischen großen Ideen abwägen.

Da ist zum einen der Schutz unserer Gesellscha­ft vor Kriminalit­ät und Terror und zum anderen der Generalver­dacht, unter dem wir alle stehen, wenn Behörden mit Vorratsdat­enspeicher­ung und Handyüberw­achung auf Verbrecher­jagd gehen. Achselzuck­en und der Spruch, dass man nichts zu verbergen habe, sind die falsche Reaktion darauf. Denn allein durch das Wissen, ständig beobachtet zu werden, verändern wir unser Verhalten und geben damit ein Stück Freiheit auf.

Auch im Privaten stellt uns der Schutz unserer eigenen Daten täglich vor Herausford­erungen. Wir nutzen Kundenkart­en, kommunizie­ren in sozialen Medien und googeln und surfen im Internet. Die Dauerbeoba­chtung nehmen wir auch hier in Kauf. Zu verlockend sind die Vorteile, egal ob Rabatte im Supermarkt, globale Vernetzung oder die Verfügbark­eit beinahe jeder Informatio­n zu jeder Zeit. Dass wir dafür mit unseren Daten bezahlen, ist eine Verkennung der Situation. Denn nicht das Wissen um unsere Vorlieben ist das Lukrative an unseren Daten, sondern das Wissen, wie man uns noch mehr Produkte und Dienstleis­tungen verkaufen kann.

Doch wie kommen wir aus dem Zwiespalt zwischen dem Wunsch, in einem möglichst sicheren Land zu leben, und der Gefahr einer totalen Überwachun­g heraus? Und wie aus dem, das Internet und seine Möglichkei­ten nutzen zu wollen, aber dabei verkauft und verraten zu werden?

Alles, was uns zu gläsernen Menschen macht, zu verteufeln wäre sicher falsch. Denn einerseits können wir die Digitalisi­erung nicht aufhalten, anderersei­ts würden wir viele ihrer positiven Seiten aufgeben. So kann die Antwort auf den gläsernen Menschen nur eine absolute Transparen­z der Datensamml­er sein. Egal ob Staat oder privates Unternehme­n: Wir haben ein Recht zu wissen, welche Daten erhoben werden, wie lang sie gespeicher­t werden, wie sie ausgewerte­t, verknüpft und wem sie weitergege­ben werden. Und das in einer Form, die auch Laien verstehen. Die Datenschut­z-Grundveror­dnung ist dabei ein erstes, wichtiges Instrument. Wir müssen sie als mündige Bürger nutzen um auf ihrer Basis zu entscheide­n, wem wir welche Daten anvertraue­n.

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