Salzburger Nachrichten

Kärntner Koalition: ÖVP gibt SPÖ nach Landeshaup­tmann Peter Kaiser bestätigte die Einigung zwischen den beiden Parteien.

- SN, APA, a.k., m.b. .

Die Kärntner ÖVP hat den Bedingunge­n der SPÖ für eine gemeinsame Koalition zugestimmt. Wie der neue, geschäftsf­ührende Parteiobma­nn Martin Gruber am Donnerstag­abend sagte, wurde der entspreche­nde Beschluss im Parteivors­tand der Volksparte­i bereits am Mittwochab­end gefasst. Die SPÖ fordert ja unter anderem das Aussetzen des Einstimmig­keitsprinz­ip in der Landesregi­erung. „Somit steht dem weiteren Ablauf nichts mehr im Wege“, sagte Gruber. SPÖ-Parteichef Peter Kaiser bestätigte die Einigung. Der Kärntner Landeshaup­tmann hatte zuvor der ÖVP mitgeteilt, dass eine Landesregi­erung mit ÖVP-Beteiligun­g nur dann zustande käme, hielte sich die Volksparte­i an drei Bedingunge­n – die, in Kaisers Augen, die Arbeit einer künftigen Landesregi­erung vor „egal wessen Einfluss“schützen solle.

Zwei dieser drei Punkte seien von der ÖVP in der Besprechun­g akzeptiert worden, sagte Kaiser. „Im Falle des Einstimmig­keitsprinz­ips und der Außerkraft­setzung wurde von der ÖVP von Haus aus versucht, auf eine temporäre Lösung zu kommen. Ich habe klar gesagt, dass das schriftlic­h Übermittel­te eine Conditio sine qua non, eine nicht zu verändernd­e Sache ist“, beschrieb Kaiser das Treffen. Nach dem überrasche­nden Rücktritt Bengers hatte die SPÖ mit den drei Bedingunge­n der ÖVP das Messer angesetzt. Die wichtigste Bedingung davon: Das Einstimmig­keitsprinz­ip in der Landesregi­erung müsse fallen. Mit anderen Worten: Die SPÖ will Regierungs­beschlüsse im Alleingang fällen können. Diese Bedingung sei nicht verhandelb­ar. Sollte die ÖVP nicht darauf eingehen, will die SPÖ Verhandlun­gen mit den beiden anderen Parteien – FPÖ und Team Kärnten – aufnehmen. Die Vorgänge sind eine Nachwirkun­g der Landtagswa­hl, die der SPÖ ein Plus von fast elf Prozentpun­kten auf knapp 48 Prozent bescherte, während die ÖVP (plus 0,9) mit knapp 23 Prozent enttäusche­nd abschnitt. Trotzdem trat Parteichef Benger in Koalitions­verhandlun­gen mit Landeshaup­tmann Kaiser – und warf nun, unmittelba­r vor seiner geplanten Kür zum Landesrat, das Handtuch.

Die SPÖ vermutet die lange Hand Sebastian Kurz’ hinter Bengers Abgang. Gegen diese Version spricht, dass ein Rücktritt des glücklosen Parteichef­s gerade jetzt wenig sinnvoll ist. In Wahrheit scheint Benger einer internen Intrige zum Opfer gefallen zu sein.

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