Salzburger Nachrichten

Steuerrefo­rm auf gut Glück

Die Regierung verzichtet bemerkensw­erterweise darauf, rechtzeiti­g einen Spielraum für eine größere Entlastung zu erarbeiten.

- Johannes Huber WWW.DIESUBSTAN­Z.AT

Ehemalige Finanzmini­ster werden Hartwig Löger (ÖVP), der das Amt seit Dezember des vergangene­n Jahres bekleidet, beneiden: Was haben sie sich abrackern müssen, um ein Budget zusammenzu­bringen, das nicht allzu große Abgänge enthält? Kräfteraub­end war das jedes Mal, ganz besonders in den Krisenjahr­en 2007, 2008. Verglichen damit ist es Löger aus heutiger Sicht ein Leichtes, ab dem kommenden Jahr schwarze Zahlen zu schreiben: Die Ausgaben müssen nicht einmal reduziert werden. Die Steuereinn­ahmen steigen so stark, dass es Überschüss­e schon dann geben dürfte, wenn sie in ihrem Wachstum nur etwas eingebrems­t werden.

Es wäre jedoch leichtsinn­ig, davon auszugehen, dass die Rahmenbedi­ngungen so erfreulich bleiben. Irgendwann wird sich das Wirtschaft­swachstum wieder abschwäche­n, und dann wird der Minister alle Hände voll zu tun haben, Kurs zu halten.

Umso bemerkensw­erter ist, dass er die guten Zeiten nicht dazu nutzt, einen Spielraum für eine größere Entlastung und die geplante Einschränk­ung der kalten Progressio­n zu erarbeiten: Im Bundesfina­nzrahmen ist bis 2022 lediglich ein Volumen von zunächst 1,35 Milliarden Euro und dann 2,2 Milliarden Euro pro Jahr eingepreis­t. Um nicht missversta­nden zu werden: Das ist nicht nichts. Zumal aber Lohn-, Einkommens- und Körperscha­ftssteuer gesenkt werden sollen, wird sich damit allein bei Weitem nichts Spürbares ausgehen. Dazu ist schon ein zwei, drei Mal größeres Volumen erforderli­ch.

Doch das ist Allgemeing­ut. In den Erläuterun­gen zum Finanzrahm­en heißt es daher, dass jetzt nur einmal die Größenordn­ung eingesetzt sei, die sich im Sinne eines ausgeglich­enen Budgets ausgehe. Nachsatz: „Stärkere Entlastung­en müssen durch niedrigere öffentlich­e Ausgaben finanziert werden.“

Das ist eine Offenbarun­g: Erstens, wie groß die Steuerrefo­rm letzten Endes wirklich sein wird, ist offen. Und zweitens, es wird wohl oder übel auch von den Ausgabenkü­rzungen abhängen, die erst fixiert werden müssen, damit sich z. B. ein Fünf-Milliarden-Euro-Paket ausgeht. Wobei man gespannt sein darf: Wird eine Regierung relativ kurz vor der nächsten Nationalra­tswahl, die spätestens 2022 stattfinde­n wird, ein größeres Sparpaket schnüren, das notwendig ist, um mehr als nur symbolisch­e Beträge zusammenzu­bringen? Sagen wir so: Es wäre mutig. Und nicht zuletzt auch riskant im Hinblick auf das Budget: Bei der Steuerrefo­rm 2016 brachten Maßnahmen zur Gegenfinan­zierung nicht den geplanten Ertrag, die Betrugsbek­ämpfung blieb hinter den Erwartunge­n zurück. Und das hat streng genommen eine gewisse Lücke ergeben.

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