Orbáns Mann fürs Geld
Binnen kurzer Zeit ist Lőrinc Mészáros zu einem der reichsten Männer Ungarns geworden. Es gibt kaum einen Industriezweig, in dem der Vertraute von Premier Viktor Orbán nicht agiert.
„Ich bin eben kein Durchschnittsbürger“, sagte Lőrinc Mészáros, nachdem er im Vorjahr auf seiner 35 Meter langen Yacht gesichtet wurde. Auf jener Yacht, die im September 2017 für fünf Millionen Euro zum Verkauf stand und auf der schon Ráhel Orbán, Tochter des ungarischen Premiers Viktor Orbán, ihre Ferien verbracht hat.
Mészáros ist einer der reichsten Ungarn und nebenbei Bürgermeister von Orbáns Heimatdorf Felcsút. Er spricht nicht gern mit Presseleuten, lieber geht er unterhalb des Radars der Öffentlichkeit seinen Geschäften nach. Das Interesse an seiner Person ist aber groß.
Der ehemalige Installateur, der immer aussieht, als fühle er sich in seinem Anzug unwohl, fällt regelmäßig mit Großinvestitionen auf. Mal kauft er ein Hotel, Weingüter, eine Villa oder einen Verlag. Vor der Machtübernahme Orbáns besaß Mészáros fast nichts, heute gehört ihm beinahe die gesamte Regionalpresse Ungarns und eine der größten Hotelketten des Landes. In der Forbes-Liste der reichsten Ungarn liegt er auf Platz acht mit einem Vermögen von 338 Millionen Euro.
Mészáros und Orbán kennen sich bereits seit ihrer Kindheit. Spätestens seit 1999 gilt der Millionär als enger Vertrauter des Premierministers. Ihre professionelle Zusammenarbeit nahm ab 2000 Fahrt auf, als Orbán seinem Freund die Puskás-Fußball-Akademie anvertraute. Ein Projekt, das dem Premier besonders am Herzen liegt – und in seinen Heimatort Felcsút führt.
Seit 2011 ist Mészáros Bürgermeister von Felcsút, wo in den vergangenen Jahren zahlreiche von der EU geförderte Großprojekte realisiert wurden. Das spektakulärste ist die drei Kilometer lange Schmalspurbahn, die von einem Ende des Dorfs zum anderen führt. Mit Steuermitteln wurde auch ein Fußballstadion in Nachbarschaft zu Orbáns Ferienwohnung gebaut.
120 Firmen weisen heute Verbindungen zu Mészáros auf. Sein Unternehmen Mészáros és Mészáros, das sich vor zehn Jahren hauptsächlich mit der Reparatur von Gasleitungen beschäftigte, hat bis 2016 seine Einnahmen vertausendfacht. Heute ist der Millionär als Bauunternehmer tätig. Eines seiner größten geplanten Projekte ist eine Brücke über die Donau, die Ungarn mit der Slowakei verbinden soll. Geschätzte Kosten: 92 Millionen Euro.
Nach Informationen des privaten Fernsehsenders RTL Klub hat Mészáros als Teil eines Konsortiums im vergangenen Jahr fast eine halbe Milliarde Euro an öffentlichen Auftragsgeldern bekommen. Das Geheimnis seines Erfolgs? Auf eine entsprechende Frage von Journalisten eines ungarischen Wochenmagazins antwortete er bloß: „Ich bin wohl klüger als Zuckerberg.“Ein anderes Mal sagte er, seinen Erfolg habe er neben dem lieben Gott und seinem Glück auch Viktor Orbán zu verdanken.
Mészáros erhält auch Vorzugskredite von staatlichen Banken. Eximbank, Granit Bank, B3 Takarék und NBH: Sie alle haben ihm geholfen, sein Risiko bei Investitionen klein zu halten. Im Fall der MKB hat er eine Beteiligung an einer Bank, von der er Kredite bekommt.
An der Börse kann Mészáros beachtliche Zahlen vorweisen. Die Aktienkurse der von ihm kontrollierten Investmentgesellschaft Opus Global steigen rasant. Aktien, die vor einem Jahr noch umgerechnet 0,13 Euro kosteten, sind mittlerweile 2,11 Euro wert. Die Anteile an Mészáros’ Unternehmen Konzum waren sogar noch gefragter: Sie stiegen von 0,18 auf 10,25 Euro. Die US-amerikanische Wirtschaftszeitschrift „Bloomberg Businessweek“sprach von den erfolgreichsten Aktien dieser Tage. Zuletzt kaufte Mészáros die ungarische Hotelkette Hunguest, zwei Resorts in Österreich (das Hotel Relax Resort und das Ferienhotel Kreischberg in der Gegend von Murau) sowie ein kroatisches Fußballteam. Und er wurde Teileigentümer des Industrieanlagenherstellers Královopolská Ria. Dieses tschechische Unternehmen ist Partner des russischen Energiegiganten Rosatom, der das Kernkraftwerk Paks II in Ungarn ausbauen soll. Es wird vermutet, dass Mészáros zu einem gewichtigen Teil das geheime Vermögen Orbáns verwaltet. Immer wieder wird er als Strohmann des Ministerpräsidenten bezeichnet. So bezahlte Mészáros beispielsweise die Schulden einer Firma, die auf dem Papier der Verwandtschaft von Orbáns Ehefrau gehört. Einige seiner Grundstücke werden zudem von der Orbán-Familie genutzt.