Es gibt Streit um Zucker im Getränk
Es dreht sich um Kalorien, Gesundheitsrisiken, das große Geschäft und Einfluss auf Wissenschaft und Politik. Verbraucherschützer sagen Getränken mit viel Zucker den Kampf an.
BERLIN. „Man nimmt viele Kalorien auf, ohne gesättigt zu werden. Das ist die Gefahr.“Oliver Huizinga, Autor des Coca-Cola-Reports von Foodwatch, erklärt, warum aus seiner Sicht Limonaden mit viel Zucker besonders zum Dickmacher geeignet sind, mehr jedenfalls als eine Pizza oder ein Tortenstück. Der Energielieferant ist in der Flüssigkeit unsichtbar aufgelöst.
Rund 60 Prozent der sogenannten Erfrischungsgetränke in Deutschland sind nach der Foodwatch-Studie überzuckert, sie enthalten mehr als vier Stück Würfelzucker pro Viertelliter. Es gebe ausreichend Belege für einen Zusammenhang zwischen Übergewicht und Zuckergetränken, sagt Huizinga, der für die Verbraucherorganisation den kritischen Bericht zusammengestellt hat. Inzwischen gilt jeder zehnte Jugendliche als fettleibig und sogar jeder vierte Erwachsene.
Foodwatch verlangt von CocaCola und den anderen Getränkeproduzenten einen deutlich niedrigeren Zuckeranteil in ihren Softdrinks. Damit das durchgesetzt werden könne, müsse die Bundesregierung eine Herstellerabgabe für überzuckerte Getränke einführen.
Coca-Cola sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Der USKonzern, Weltmarktführer bei Softdrinks, bestreitet, dass man seine Produkte für eine Zunahme von Fettleibigkeit und Diabetes verantwortlich machen könne. Er wehrt sich auch gegen den Vorwurf, man ziehe sich Kinder und Jugendliche über Fernseh- und Internetwerbung als Konsumenten heran.
Schrittweise sei Coca-Cola schon seit Jahren dabei, mit neuen Rezepten weniger Zucker für seine Limonaden zu verwenden, sagt der Manager Patrick Kammerer. Alle klassischen Sorten würden schon lang auch in zuckerfreien Varianten angeboten. Im Zeitraum 2015 bis 2020 soll der Zuckergehalt im Durchschnitt um zehn Prozent gesenkt werden. Kritikern ist das viel zu wenig und es dauert ihnen viel zu lange. Zuletzt enthielten in Deutschland 65 Prozent der Getränke aus dem Hause Coca-Cola Zucker, 19 Prozent der Softdrinks waren zuckerfrei, elf Prozent und fünf Prozent „sonstige Getränke“. Auf der Tagesordnung steht das große Ziel einer gesünderen Ernährung nicht nur für Kinder seit Langem. Viele Instrumente sind aber sind Wasser fielen unter umkämpft. Eine höhere Mehrwertsteuer für stark gezuckerte Getränke und etwa auch Fertigpizzen fordert zum Beispiel eine Allianz aus Wissenschafts- und Medizinverbänden – im Gegenzug sollte die Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse wegfallen.
„Zuckergetränke sind die neuen Zigaretten“, sagt Hoizinga. Die Hersteller versuchten, ähnlich wie die Tabakindustrie, die Gefahren, die von ihren Produkten ausgingen, zu verharmlosen. Frankreich, Belgien, Mexiko, einige US-Bundesstaaten und Großbritannien erheben Sondersteuern auf Zucker in Softdrinks.