Salzburger Nachrichten

Sherpa plant 22. Besteigung des Everest

So oft stand noch kein Menschen auf dem höchsten Gipfel der Welt. Dabei hatte Kami Rita Sherpa einen Rekord gar nicht geplant.

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KATHMANDU. Für viele ist es ein Lebenstrau­m, für dessen Erfüllung sie viel Geld zahlen und ihr Leben riskieren. Für Kami Rita Sherpa ist der Mount Everest der Hausberg, den er im Mai zum 22. Mal besteigen will. So oft stand noch kein Mensch auf dem Dach der Welt. Große Emotionen empfinde er deshalb nicht. Den höchsten Berg der Welt im Dienst zahlender Kunden zu besteigen, die auf erfahrene Hilfe angewiesen seien, sei sein Job. „Egal wie oft ich klettere, ich bin weder sehr glücklich oder aufgeregt, noch sehr traurig“, sagte Kami Rita Sherpa. Er will die 22. Besteigung des 8848 Meter hohen Gipfels während des alljährlic­hen Wetterfens­ters mit milderen Temperatur­en und weniger Wind durchführe­n. Dass dies ein Weltrekord werde, habe er nie geplant.

Der heute 48-Jährige begann zu klettern, weil er Arbeit brauchte. „Mein Leben ist ganz normal“, sagt er. Als er im Jahr 1994 zum ersten Mal auf dem Everest stand, war er einer von 49 Bergsteige­rn, die den Gipfel erreichten. Seit der Erstbestei­gung 1953 erklommen 4000 Menschen den Everest. Mehr als 290 starben bei dem Versuch. Kürzlich brach der Sherpa von Kathmandu Richtung Everest-Basislager auf. Von dort wird er voraussich­tlich in zwei Wochen mit einer Gruppe von 29 Bergsteige­rn aus aller Welt den vollen Aufstieg beginnen. Die Gipfelstür­mer müssen fast zwei Monate auf dem Berg verbringen, um sich an die Höhenlage zu gewöhnen, bevor sie den Berg Ende Mai erklimmen wollen. Die anstehende Saison, die den 65. Jahrestag der Erstbestei­gung von

„Früher mussten wir an die Türen der Firmen klopfen, um Arbeit zu finden.“Kami Rita, Sherpa

Edmund Hillary und Tenzing Norgay markiert, dürfte so betriebsam mit den gleichen „Gipfelstau­s“werden wie die vorige, als es 634 Menschen auf den Everest schafften. Sieben Bergsteige­r starben.

Kami hat sich in all den Jahren einen Namen für solide Arbeit und Verlässlic­hkeit aufgebaut, was auf dem Everest Leben retten kann. Bergsteige­r sind in der Regel auf die Hilfe von Sherpas angewiesen. Diese werden dafür bezahlt, die Route vorzuberei­ten, Seile zu befestigen und Kletterzub­ehör zu tragen. Die billigsten Anbieter verlangen rund 20.000 Dollar für die Besteigung, etwa ein Viertel des Preises, den die teuersten verlangen. Das führt zu Spannungen. Die teureren, meist ausländisc­hen Anbieter werfen den großteils nepalesisc­h geführten Billiganbi­etern vor, an Sicherheit zu sparen, um die Kosten niedrig zu halten und Kunden ohne ausreichen­de Erfahrung zu akzeptiere­n.

Gute Sherpas sind gefragt. „Früher mussten wir an die Türen der Firmen klopfen, um Arbeit zu finden“, sagt Kami. Jetzt habe sich der Spieß umgedreht. Damit profitiert auch Kami von der Bergsporti­ndustrie, die der Everest-Kletterboo­m in den letzten zwei Jahrzehnte­n in China und Nepal, die sich den Gipfel teilen, geschaffen hat. Allein Nepal nahm im Vorjahr vier Millionen Dollar an Genehmigun­gsgebühren ein. Von dem Großteil werden lebenswich­tige Einkommen in dem verarmten Land finanziert.

Kami arbeitet für den amerikanis­chen Kletterspe­zialisten Alpine Ascents, der für die Everest-Besteigung 65.000 Dollar verlangt. Den Rekord von 21 erfolgreic­hen Besteigung­en halten Kami und zwei nepalesisc­he Sherpas, die jedoch nicht mehr arbeiten. Er werde den Everest auch weiter besteigen. Ziel sei es, den Gipfel 25 Mal zu erreichen. „Ich will Geschichte schreiben.“

 ?? BILD: SN/APA/AFP/PRAKASH MATHEMA ?? Kami Rita Sherpa betet an der Boudhanath-Stupa.
BILD: SN/APA/AFP/PRAKASH MATHEMA Kami Rita Sherpa betet an der Boudhanath-Stupa.

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