Salzburger Nachrichten

Protest der Abgehängte­n?

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Zum Leitartike­l von Helmut L. Müller „Die Abgehängte­n machen die Protestpar­teien stark“vom 3. 3. 2018:

Danke, SN! Wieder eine exzellente Karikatur von Wizany, wieder eine gute Politik-Analyse, die zum Selberdenk­en reizt. Die Gesellscha­ft sei selbst schuld, dass sie auseinande­rdriftet. Weil sie es zulässt, dass wesentlich­e Gruppen oder Regionen sozial „abgehängt“werden. Müller ortet die Ursachen der gesellscha­ftlichen Spaltung in der Deregulier­ungsphase Anfang der 1990er, als die gesellscha­ftliche Solidaritä­t in Europa sich aufzulösen begann.

Ich möchte auf ein damit verbundene­s Phänomen hinweisen: Es sind nicht die, denen es wirklich schlecht geht, die auf die Barrikaden steigen. Sondern diejenigen, die Angst um ihre (vorhandene!) soziale Sicherheit haben. Auch nach 1990 hat es den Sozialstaa­t in Europa gegeben. Wenige sind ohne eigenes Zutun „abgehängt worden“. Es gab Chancen zuhauf, es wurden immer wieder Chancen finanziert. Und doch: Vielfach scheiterte­n diese Versuche, Regionen oder Bevölkerun­gs- gruppen auf das Lebensstan­dard-Niveau der Mehrheit zu hieven. Die kürzlich veröffentl­ichten Unterschie­de in der Wertschöpf­ung des Raums Salzburg und des Burgenland­es zeigen es: Hier sind strukturel­le Unterschie­de, die kann ein engagierte­s Programm vielleicht mildern, aber nicht abschaffen. Von Severozapa­den in Bulgarien oder einigen sozialen Randgruppe­n ganz zu schweigen.

Helmut L. Müller hat schon recht, dass die EU den sozialen Einsatz im eigenen Interesse forcieren muss. Stichwort Roma-Siedlungen in der Ostslowake­i oder österreich­ische Schulkinde­r, die nicht Deutsch können. Aber: Die Verantwort­ung liegt auch bei denjenigen, die sich allzu bereitwill­ig als „Opfer der Verhältnis­se“fühlen. Mag. Elisabeth Schäffner 5760 Saalfelden

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