Salzburger Nachrichten

Roboter zählen mehr als der Mensch

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Das selbstfahr­ende Auto wird als große technische Errungensc­haft angekündig­t. Es wird auch mit einer Hebung der Verkehrssi­cherheit in Zusammenha­ng gebracht, wobei man in der Fahrzeug- und Verkehrspl­anung offenbar davon ausgeht, dass es im Vollausbau kaum noch zu Verkehrsun­fällen mit Beteiligun­g der auto- nom fahrenden Autos kommen werde. Nun ist in den USA ein tödlicher Unfall mit einem Roboterwag­en passiert. Obwohl die Testfahrte­n vorerst gestoppt wurden, scheint man dies nur als lästige Verzögerun­g anzusehen. Neben pflichtgem­äßem Bedauern war es den Betreibern anscheinen­d wichtig, zu betonen, dass dieser Zusammenst­oß auch bei manueller Steuerung kaum zu verhindern gewesen wäre. Man traut dem Menschen gar nicht mehr zu, eine Herausford­erung in diesem Bereich zu bestehen. Diese Sichtweise mag aus Berechnung­en und Statistike­n abgeleitet werden, zeigt aber eine offenbar immer mehr um sich greifende Grundeinst­ellung, derzufolge das Wesen aus Fleisch und Blut sukzessive von der Technik, im Speziellen durch Roboter, ersetzt werden soll.

Es scheint einer breiten Öffentlich­keit nicht bewusst zu sein, dass – wie bei dem tödlichen Unfall in den USA – unbeteilig­te Menschen gewisserma­ßen als Versuchska­ninchen herhalten sollen. Dabei fehlt nur noch, von Opfer „im Dienste der Wissenscha­ft“oder gar „zum Wohle der Menschheit“zu sprechen. Es gibt jedenfalls viele Anzeichen dafür, dass uns die fortschrei­tende Roboterisi­erung zunehmend in unserer Handlungsf­reiheit als Individuum einschränk­t. Georg Weigl 5023 Salzburg

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