Salzburger Nachrichten

Syriens Regime rechnet mit „starker Reaktion“Trumps

Internatio­nal wächst die Empörung über den neuerliche­n Giftgasein­satz. Experten sollen den Vorfall untersuche­n.

- SN-wra, AFP, Reuters, dpa

Wegen der Lage in Syrien sagte US-Präsident Donald Trump am Dienstag seine für Ende dieser Woche geplante Lateinamer­ika-Reise überrasche­nd ab. Das Weiße Haus in Washington teilte mit, der Präsident wolle „die amerikanis­che Antwort auf Syrien beaufsicht­igen“. Nach dem mutmaßlich­en Giftgasang­riff auf die Stadt Douma in der Region Ost-Ghouta bei Damaskus hatte der US-Präsident der syrischen Regierung mit einer „starken Reaktion“gedroht und erklärt, er werde darüber noch in der Nacht auf Dienstag oder „kurz danach“entscheide­n.

In dieser Krise stimmte sich Frankreich­s Staatschef Emmanuel Macron erneut mit US-Präsident Trump ab. Der Élysée-Palast in Paris teilte mit, Macron und Trump hätten erneut ihren Wunsch nach einer entschloss­enen Reaktion der internatio­nalen Gemeinscha­ft bekräftigt.

Frankreich wartet aber den Nachweis eines Giftgasein­satzes in der syrischen Rebellenba­stion Douma ab, bevor es reagieren wird. „Der Präsident hat wiederholt gesagt, dass es eine Antwort geben wird, wenn die rote Linie überschrit­ten und festgestel­lt ist, wer dafür verantwort­lich ist“, hieß es am Dienstag in Paris. Präsident Macron hatte im Februar mit einem französisc­hen Militärsch­lag gedroht, sollten syrische Regierungs­truppen mit C-Waffen Zivilisten töten.

Die syrische Regierung bereitet sich offenbar auf einen Vergeltung­sschlag der USA und Frankreich­s vor. Laut jüngsten Angaben wurden die syrischen Regierungs­truppen in Erwartung eines Angriffs in erhöhte Alarmberei­tschaft versetzt. Zugleich hieß es in Damaskus, Präsident Baschar al-Assad habe die Organisati­on für das Verbot von Chemiewaff­en (OPCW) eingeladen, mit Experten den mutmaßlich­en Giftgasein­satz in Ost-Ghouta zu untersuche­n. Eine solche Untersuchu­ng fordert auch Assads Schutzmach­t Russland in einem Resolution­sentwurf für den UNO-Sicherheit­srat. Die OPCW gab in Den Haag bekannt, sie werde in Kürze Experten nach Douma entsenden.

Bei dem gemeldeten Giftgasein­satz auf Douma am Samstag sollen nach neuen Angaben der syrischen Hilfsorgan­isation „Weißhelme“mindestens 42 Menschen getötet worden sein. Mehr als 500 Personen seien in Krankenhäu­sern behandelt worden, hieß es jetzt.

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat kaum Zweifel mehr, dass in Syrien erneut Chemiewaff­en eingesetzt worden sind. „Es ist erschütter­nd, dass nach so vielen internatio­nalen Diskussion­en und Ächtungen dort immer wieder Chemiewaff­en eingesetzt werden,“sagte die Regierungs­chefin am Dienstag in Berlin. Merkel unterstütz­te eine Dringlichk­eitssitzun­g des UNO-Sicherheit­srats und forderte eine klare Verurteilu­ng: „Wir müssen da eine sehr, sehr deutliche Sprache sprechen.“

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat den mutmaßlich­en Giftgasans­chlag in Ost-Ghouta scharf verurteilt und mit Konsequenz­en gedroht. Erdoğan sagte, die Türkei wolle mit Russland und dem Iran, die die syrische Regierung unterstütz­en, weiterhin im Syrien-Konflikt zusammenar­beiten.

Laut Medienberi­chten hat Russland mit der Störung der amerikanis­chen GPS-Navigation in Nahost begonnen. Davon betroffen seien vor allem Drohnen, deren Ausfall US-Militärakt­ionen beeinträch­tigen könnten.

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BILD: SN/AFP Angela Merkel: „Wir müssen eine sehr deutliche Sprache sprechen.“
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BILD: SN/AFP Emmanuel Macron: „Ist die rote Linie überschrit­ten?“

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