Salzburger Nachrichten

Regierung will KMU an die Börse heranführe­n

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Das Wehklagen über fehlendes Eigenkapit­al bei österreich­ischen Unternehme­n ist nicht neu. An Versuchen, Klein- und Mittelbetr­iebe dazu zu bringen, es sich an der Börse zu holen, fehlte es auch nicht. Die Erfolge waren überschaub­ar. Die neue Regierung macht nun einen neuen Anlauf, KMU für den Kapitalmar­kt zu gewinnen.

Hartwig Löger, Finanzmini­ster

Finanzmini­ster Hartwig Löger will kleinen und mittelstän­dischen Unternehme­n den Zugang zum Dritten Markt an der Wiener Börse erleichter­n. Dort verweist man auf gut ein Dutzend Unternehme­n, die Interesse an einem Gang auf den Kapitalmar­kt bekundet haben. Ihnen will die Regierung über die Zulassung und Handelbark­eit von Inhaberakt­ien ermögliche­n, Kapital an der Börse aufzunehme­n. Christoph Boschan, Vorstand der Wiener Börse, begrüßt den Schritt, den er als Rückkehr zum europäisch­en Normalzust­and bezeichnet.

Dazu sind allerdings gesetzlich­e Änderungen nötig. Denn derzeit können auf den Inhaber lautende Aktien nur von Aktiengese­llschaften ausgegeben werden, die an einem geregelten Markt börsenotie­rt sind. Darüber hinaus müssen sie in einer Sammelurku­nde verbrieft und bei einer Wertpapier­sammelbank (in Österreich übt die Oesterreic­hische Kontrollba­nk OeKB diese Funktion aus) hinterlegt werden.

Damit ist Gesellscha­ften im Dritten Markt der Weg über Inhaberakt­ien verwehrt, weil es sich dabei um einen ungeregelt­en Markt handelt. Der Vorteil von Inhaberakt­ien ist, dass sie formlos übertragba­r sind, wer sie besitzt, kann die Aktionärsr­echte ausüben. Der Inhaber bleibt gegenüber der Gesellscha­ft anonym. Genau hier setzt die Kritik der OECD-Taskforce zur Bekämpfung der Geldwäsche an, ihr ist genau diese Anonymität ein Dorn im Auge. Deutschlan­d hat mittlerwei­le einen Weg gefunden, Inhaberakt­ien am Dritten Markt der Frankfurte­r Wertpapier­börse zuzulassen. Man hat die Börsenotie­rung sowie die Hinterlegu­ng der Sammelurku­nde als alternativ­e Voraussetz­ungen ins Aktiengese­tz geschriebe­n. Diesen Weg will Österreich auch gehen, am Zug ist das Justizress­ort.

„Eigenkapit­al soll leichter verfügbar sein.“

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