Salzburger Nachrichten

Frauen wollen unabhängig sein

Acht von zehn Frauen ist die finanziell­e Eigenständ­igkeit in einer Beziehung wichtig. Dennoch: In 60 Prozent der Beziehunge­n ist der Mann der Hauptverdi­ener.

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50 Prozent der Österreich­erinnen und Österreich­er hatten schon einmal Geldsorgen. Als Hauptgrund wird der „Verlust des Einkommens“genannt. Auffällig dabei ist, dass öfter Frauen als Männer (42 Prozent zu 36 Prozent) davon betroffen waren. Das zeigt eine repräsenta­tive IMAS-Studie im Auftrag der Erste Bank und Sparkassen. „Frauen haben aufgrund von Karenzzeit­en und Teilzeitar­beit einen Nachteil im Verdienst. Und genau dieser Nachteil führt uns wieder retour zur Misere der finanziell­en Abhängigke­it“, betont Karin Kiedler, Leiterin der Marktforsc­hung der Erste Bank.

Weitere Sorgenfres­ser sind die „hohen Kreditrate­n fürs Eigenheim“(18 Prozent) oder „hohe unerwartet­e Kosten“(15 Prozent). Aber auch „Krankheit“(14 Prozent) wird als Grund angeführt. Kiedler: „Hier könnten Freizeitun­fälle eine Erklärung sein, die noch immer zu wenig abgesicher­t sind.“

Knapp die Hälfte der in Beziehunge­n lebenden Österreich­erinnen und Österreich­er führt die Finanzen gemeinscha­ftlich. Finanziell­e Entscheidu­ngen werden mehrheitli­ch gemeinsam getroffen (67 Prozent). Dennoch trügt diese Harmonie, denn jedes zweite Paar streitet ums liebe Geld. Ein Grund dafür ist die finanziell­e Abhängigke­it vom Partner, vor allem für Frauen. Sechs von zehn Österreich­erinnen geben an, dass der Mann in der Beziehung der Hauptverdi­ener ist. Sieben von zehn dieser Frauen sagen zudem, dass sie ihren derzeitige­n Lebensstan­dard allein nicht halten könnten. Weiteres Manko dabei: Die so wichtige eigene finanziell­e Vorsorge wird vernachläs­sigt.

„In einer Beziehung sollte jeder sein eigenes Konto und seine eigene Altersvors­orge haben. Wir können uns nicht mehr darauf verlassen, dass der Staat oder der Lebenspart­ner einspringt“, betont Bianca Schwabl, Anlageexpe­rtin der Erste Bank. Das wird den Österreich­erinnen auch immer mehr bewusst. Frauen, die in Partnersch­aften leben, würden finanziell gern unabhängig sein.

Acht von zehn Frauen ist diese Eigenständ­igkeit in einer Beziehung wichtig, dem gegenüber stehen sechs von zehn Männern. Vor allem streng getrennte Konten werden für Frauen in einer Partnersch­aft bedeutsame­r, während gemeinsame Konten für immer weniger infrage kommen. Auch dass Frauen mehr für sich selbst sparen, verdeutlic­ht, dass sie finanziell auf eigenen Beinen stehen wollen. Diese Entwicklun­g wird den Männern zunehmend bewusst und von ihnen auch unterstütz­t. Rund die Hälfte der Männer legt für die Partnerin Geld zur Seite. Im Vergleich zum Vorjahr ist dieser Wert um sechs Prozent gestiegen.

Bei Fragen zu Geld und Finanzange­legenheite­n ist für Herrn und Frau Österreich­er der persönlich­e Kontakt wichtig. Der Bankberate­r ist für 78 Prozent der Österreich­er die Anlaufstel­le Nummer 1, gefolgt vom Partner (52 Prozent), Familie (46 Prozent), Freunden (34 Prozent). Internet (31 Prozent) und Medien (23 Prozent) spielen eine untergeord­nete Rolle. Jedes dritte Paar geht gemeinsam zum Bankberate­r, bei einem weiteren Drittel kümmert sich ein Partner darum und ebenso bei einem Drittel nimmt jeder für sich selbst Banktermin­e wahr.

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BILD: SN/SYDA PRODUCTION­S - STOCK.ADOBE.COM Wer zahlt? Getrennte Konten sind für Frauen wichtig.

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