Drohne prüft alte Brücken
ÖBB und Vermessungsfirma testen modernste Technik. Der Einsatz in der Schlucht ist schwierig.
Schlösser, Kathedralen und Tempel in aller Welt haben der St. Johanner Vermessungstechniker Stefan Linsinger und seine Mitarbeiter schon analysiert. Aber auch in der Heimat sind die Experten sehr begehrt.
Im Auftrag der ÖBB werken sie in einem Forschungsprojekt: Die Pongauer vermessen und fotografieren mit Hilfe von Drohnen und hochauflösenden Kameras Eisenbahnbrücken so exakt, dass Techniker an den digitalen 3-DModellen Veränderungen und Schäden feststellen können. Am Dienstag war die 113 Jahre alte Steinbrücke der Tauernbahn bei Loifarn an der Reihe. Linsinger hatte das Bauwerk zwischen dem oberen und unteren Klammtunnel bereits 2016 beflogen. Es ist ein Pilotprojekt für beide Partner: die Vermessungsfirma und die Eisenbahn. Im Einsatz muss alles schnell und doch wohlüberlegt vor sich gehen. Es gibt keine Gleissperren. Die Zeitspannen, in denen gerade keine Züge durchrollen, gilt es zu nützen. „Wir fliegen einmal mit der großen und einmal mit der kleinen Drohne. Wir sind jetzt bereit“, sagt der Chef, kurz nachdem ein Schienenfahrzeug die Mannschaft in die Schlucht der Gasteiner Ache gebracht hat. Linsinger hat zwei Mann mit: Der eine steuert, der andere fotografiert.
Die Herausforderung an den steilen Felswänden ist groß. „Hier herinnen gibt es kein GPSSignal und andere Probleme wie Wind und Magnetfelder“, erklärt Karl Strauch. „Aber das funktioniert jetzt sehr gut.“Man müsse da manuell fliegen, ergänzt sein Kollege Christoph Pichler. „Du spürst jeden Windstoß und musst das alles korrigieren.“
Normalerweise müssen die Brückenmeister mit allerlei Gerät
„Drohne bringt Riesenvorteile. Die Präzision ist sehr hilfreich.“
anrücken und sich zum Teil abseilen, um die Brücke an der Unterseite zu inspizieren. Die Inspektion per Drohne bringe Riesenvorteile, werde in Zukunft dazugehören und sei für die Auswertung und Präzision sehr hilfreich, sagt Brückenmeister Christian Bogensperger. Die Bundesbahnen versuchen, mit der modernen Technik die Prüfvorgänge zu erleichtern und vor allem die Vorprüfungen zu vereinfachen. „Das Befliegen mit der Drohne liefert Daten und Informationen zusätzlich zur Besichtigung“, so Salzburgs ÖBB-Sprecher Robert Mosser. Das sei eine Ergänzung, kein Ersatz. Der direkte Augenschein, das Abklopfen und Begreifen würden auch in Zukunft unverzichtbar sein.
Das Besondere seien nicht der Drohnenflug und die Fotos an sich, betont Stefan Linsinger, sondern die unglaubliche Genauigkeit des 3-D-Modells, das mit anderen Informationen überlagert werden könne. „Man sieht jeden Stein auf Millimeter genau.“So können die Techniker Schäden wie Risse, Abplatzungen und Verfärbungen erkennen und ihre Schlüsse daraus ziehen.