Salzburger Nachrichten

Handelskon­flikt wird schärfer

- Marianne Kager Marianne Kager war fast 20 Jahre lang Chefökonom­in der Bank Austria. Heute ist sie selbststän­dige Beraterin. WWW.SN.AT/KAGER

Mittlerwei­le haben wir drei Fälle von (angekündig­ten) Handelssan­ktionen der USA. Der erste Fall datiert mit Jänner 2018 und betraf Waschmasch­inen und Solarmodul­e. Für die Firma Whirlpool verspätete Weihnachte­n, für Trump ein Versuchsba­llon. Der zweite Fall Mitte Februar war die Ankündigun­g von Strafzölle­n auf Stahl und Aluminium.

Nun folgte die dritte Ansage: Strafzölle auf chinesisch­e Importe in Höhe von 60 Milliarden US-Dollar wegen Missachtun­g der „Intellectu­al Property Rights“(Marken-, Patentrech­te etc.) und weitere 100 Mrd. US-Dollar auf Produkte aus China. Wie zuletzt beschriebe­n, kann die von der US-Regierung angeführte „Gefährdung der nationalen Sicherheit“für Strafzölle auf Stahl und Aluminium sachlich nicht begründet werden. Gleiches spielt sich nun bei den Strafzölle­n gegen China ab. Auch hier wird eine längst obsolete Bestimmung aus dem Jahr 1974 herangezog­en, die es dem US-Präsidente­n erlaubt, anderen Staaten einseitig Zölle und sonstige Strafbesti­mmungen aufzuerleg­en.

Eine Bestimmung, die bis in die frühen 1990er-Jahre von den USA angewandt wurde, um Drittstaat­en zur Öffnung ihrer Märkte für US-Exporte zu zwingen. Doch im Gegensatz zu damals unterliege­n heute Verstöße gegen die Respektier­ung von „Intellectu­al Property Rights“den WTO-Regeln (World Trade Organisati­on) und werden nach diesen geahndet. China hat auf die 60 Mrd. Dollar reagiert und seinerseit­s Strafzölle auf US-Produkte verkündet. Unter den betroffene­n Waren sind unter anderem Agrarprodu­kte und Autos, was wiederum Trumps Wählerscha­ft besonders trifft. Die Reak- tion von Trump blieb nicht aus, weitere 100 Mrd. an Importen sollen mit Zöllen belegt werden. Damit ist dieser Zug kaum mehr zu stoppen.

Zurück zur Trump’schen Strategie. Mit dem „Wiederbele­ben“von Bestimmung­en aus Vor-WTO-Zeiten wollen Trump und seine Berater nichts anderes als die WTO umgehen, schwächen und letztlich zerstören. Sie glauben, dass sie mit einer Handelspol­itik der 1970er- und 80erJahre mehr erreichen. Letztlich wird das den USA wirtschaft­lich schaden.

Das war schon das Ergebnis der Strafzölle auf Stahl während der Bush-Ära und das sieht man auch jetzt anhand der Börsenreak­tionen, als nach der Ankündigun­g von Trump in der Vorwoche die wichtigste­n Aktienindi­zes absackten. Und wie wird die EU auf diese Politik reagieren? Derzeit setzt sie auf Verhandlun­gen. Doch kann man Trump trauen oder muss man erwarten, dass er bei nächster Gelegenhei­t Strafzölle auf Autos, Maschinen etc. verhängt? Daher wird auch die EU Retorsions­maßnahmen in Betracht ziehen müssen sowie bei der WTO Klage einreichen und die Begründung der USA (nationale Sicherheit) anfechten. Eine angeschlag­ene WTO wäre für alle ein Schaden. Auch wenn die EU im Vergleich zu den USA den Vorteil hat, dass mehr als 50 Prozent ihres Außenhande­ls auf Länder entfallen, mit denen sie bilaterale Handelsver­träge hat oder solche gerade aushandelt. Eine geschwächt­e WTO würde kleine Staaten und die mittelstän­dische Industrie besonders benachteil­igen. Multis und Lobbyisten können sich freuen, für sie wird das Tor für Interventi­onen weit geöffnet. Ob das der wahre Grund für das Handeln des Geschäftsm­anns Trump ist?

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