Für ein paar Euro von Facebook verkauft und verraten
Internet und Gratiskultur, das gehört zusammen. Aber vielleicht nicht mehr lang.
Vor acht Jahren hat Facebook-Gründer Mark Zuckerberg öffentlich kundgetan, dass aus seiner Sicht das Private keine soziale Norm mehr ist. Auf dieser Idee baute er das Geschäftsmodell von Facebook auf. Bei der ersten Anhörung zum Datenskandal vor dem USSenat in dieser Woche kam er dennoch ganz schön ins Schwitzen, als er von US-Senator Dick Durbin gefragt wurde, ob er bereit sei, das Hotel zu verraten, in dem er die vergangene Nacht verbracht hat.
18,50 US-Dollar verdiente Facebook an jedem Nutzer. 18,50 US-Dollar im Jahr, wohlgemerkt – errechnet aus 40,65 Milliarden US-Dollar Umsatz dividiert durch 2,2 Milliarden aktive Facebook-Nutzer. Und für diese gut 18 Dollar werden wir verkauft und verraten, werden unsere Daten abgesaugt und wird versucht, unsere Meinung zu manipulieren. Eine lächerliche Summe im Vergleich zu dem Schaden, der bei jedem Nutzer dadurch angerichtet wird.
Doch das könnte sich bald ändern. Denn bei der Anhörung im US-Senat deutete Facebook-Gründer und Mastermind Mark Zuckerberg in dieser Woche erstmals an, dass das weltgrößte Online-Netzwerk eine Bezahlvariante ohne Werbung bekommen könnte. Herausgehört haben es Beobachter aus der Wortwahl, dass es immer auch eine kostenlose Version von Facebook geben wird.
Ja bitte, kann man da nur sagen, und gern runden wir auf zwei Euro im Monat auf. Für diese zwei Euro, die Facebook Rekordumsätze über Jahre sichern, erhalten die Nutzer von Facebook dann das beste soziale Netzwerk, das es je gab. Völlig transparent, werbefrei und mit Algorithmen, über die jeder Mensch selbst seinen Mix aus Neuigkeiten bestimmen kann. Im Gegenzug muss Facebook dafür garantieren, dass jeder jederzeit einsehen kann, welche Daten über ihn gesammelt werden, wie sie verwendet werden und dass sie jederzeit und vollständig auch wieder gelöscht werden können.
Denn ein Widerspruch muss dem unternehmerisch etwas naiv wirkenden Zuckerberg in den Tagen seit dem Hochkochen des Datenskandals klar geworden sein: Man kann nicht Daten nach bestem Wissen und Gewissen schützen, wenn man mit diesen Daten gleichzeitig Geschäfte machen will.
Oder sind am Ende die Naiven doch wir, die an die schöne neue und vor allem kostenlose Online-Welt glauben? Und wenn wir die Naiven sind, was ist dann mit den Gratisdiensten, die wir von Google, Twitter, Spotify, Snapchat und den unzähligen anderen Datensammlern in Anspruch nehmen?