Lazio-Rivale zeigte, wie es geht
AS Roma gelang im Olympiastadion eine fast unglaubliche Aufholjagd gegen Barcelonas Fußballgötter um Lionel Messi. Ein Match mit Signalwirkung für Red Bull Salzburg.
Rom befand sich in der Nacht auf Mittwoch im absoluten Ausnahmezustand. Schuld daran war aber nicht Salzburg-Gegner Lazio, sondern der in Italiens Hauptstadt deutlich beliebtere Stadtrivale AS Roma. Nach der sensationellen Aufholjagd gegen den FC Barcelona und dem 3:0-Sieg (nach einem 1:4 auswärts im Hinspiel) brachen alle Dämme.
Selbst AS-Roma-Präsident James Pallotta war danach vor Freude nicht mehr zu halten. Er sprang in den Brunnen auf der Piazza del Popolo. Umringt von Fans im Freudentaumel, die die ganze Nacht den ersten europäischen Halbfinaleinzug seit 1984 feierten.
Auf einem Video war zu sehen, wie sich Pallotta rücklings in den Brunnen wirft. Eigentlich steht auf Baden in den historischen Becken in Rom eine Strafe von bis zu 500 Euro. Der Sprecher der AS Roma bestätigte, dass Pallotta am Mittwoch Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi treffen werde, um sich für das Bad zu entschuldigen. Er werde die Strafe bezahlen, hieß es.
Die Freude über den Sieg trübt dies aber nicht. „La notte magica“, also von der „magischen Nacht“schwärmten die Zeitungen. „Kaiserlich!“, titelte die Zeitung „Gazzetta dello Sport“. „RoMagica!“Selbst eingefleischte Fans der Konkurrenz Juventus Turin mussten ihren Hut ziehen. „Wenigstens an einem Abend Forza #Roma!“, twitterte Italiens Regierungschef Paolo Gentiloni kurz nach dem Spiel im römischen Olympiastadion. Er ist zwar Römer, aber Juve-Fan.
Die aktuelle Mannschaft ist nicht die talentierteste der Vereinsgeschichte. Aber sie schaffte, was andere Generationen um Vereinsikonen wie Francesco Totti nicht geschafft haben. „Wir haben gegen die beste Mannschaft der Welt gewonnen. Wir haben immer daran geglaubt und haben es verdient“, sagte Kostas Manolas, der das umjubelte 3:0 erzielte.
Während Roma-Coach Eusebio Di Francesco für seine kluge Taktik im 3-5-2-Sytem in den Himmel gelobt wurde, musste sich Barca-Trainer Ernesto Valverde viel Kritik anhören. „Valverdes Unbeweglichkeit ist teuer zu stehen gekommen“, schrieb die Sporttageszeitung „Marca“, die den Coach für seinen generellen Unwillen zur Rotation anprangerte. Das habe müde Spieler zur Folge, die am Dienstag zudem zu spät ausgewechselt worden seien. Erst ab der 81. Minute – kurz vor dem dritten Tor – brachte Valverde frische Kräfte. „Als Rom noch ein Tor brauchte, dachte ich, wir hätten genug Erfahrung am Platz, um das Spiel über die Zeit zu bringen“, erklärte Valverde hinterher.
Im Olympiastadion von Rom, wo sich die Sensation am Dienstag abspielte, haben vorigen Donnerstag noch die Salzburger Bullen gegen Lazio mit 2:4 den Kürzeren gezogen. Was bedeutet die Darbietung des Stadtrivalen für das Duell in der Europa League? Trainer Marco Rose nahm es als Anregung für sein Team: „Roma und auch Liverpool haben einen ganzen speziellen Abend erlebt. So etwas kann auch uns gelingen.“
In italienischen Medien wird die Roma-Aufholjagd auch als rechtzeitige Warnung an Lazio verstanden: Wenn selbst Messi und Co. einen Drei-Tore-Vorsprung herschenken können, sind auch Simone Inzaghis Schützlinge nicht davor gefeit, in Salzburg noch den Aufstieg zu verspielen. Der Coach sagte am Mittwoch: „Uns ist bewusst, dass das ein schwieriges Spiel werden wird. Der Gegner ist stark und wird alles tun, um uns das Leben schwer zu machen. Aber wir sind gut vorbereitet. AS Roma hat gezeigt, dass es im Europacup immer erst nach 180 Minuten vorbei ist.“