Salzburger Nachrichten

Aufregung ist noch kein Plan

- AUSSEN@SN.AT

Angela Merkel trifft die einzig richtige Entscheidu­ng. Sie hält sich aus einem militärisc­hen Abenteuer in Syrien heraus, das an der Seite eines unsteten und unberechen­baren US-Präsidente­n kein gutes Ende nehmen kann. Die martialisc­hen Töne seiner Ankündigun­g via Twitter können die Planlosigk­eit Donald Trumps in Syrien nicht kaschieren. Tatsächlic­h heben sie die Sprunghaft­igkeit hervor, mit der er agiert.

Derselbe Mann, der Verteidigu­ngsministe­r James Mattis vorige Woche noch anweisen wollte, alle 2000 US-Soldaten innerhalb von 48 Stunden aus Syrien abzuziehen, droht nun damit, Baschar al-Assad eine Lektion zu erteilen. Genauso wenig, wie Trump den Rückzug mit seinen Beratern abstimmte, zwitschert­e der Präsident ohne jede Abstimmung munter drauflos, was er sich militärisc­h vorstellt. Damit erwischte er auch Franzosen und Briten auf dem falschen Fuß, die sich noch im Beratungsp­rozess mit dem Pentagon und dem Weißen Haus wähnten.

Schlimmer noch als das Stammtisch­gehabe des Präsidente­n ist das Fehlen jeglicher Strategie für Syrien. Die „Washington Post“hält zu Recht fest, dass es mit ein paar Raketen nicht getan sein wird. Ohne eine klare Vorstellun­g, was danach passieren soll, hat ein Militärsch­lag wenig Sinn. Im Gegenteil, Trump könnte damit die Lunte an ein Pulverfass halten, das die ganze Region in Flammen aufgehen lässt.

Man kann Trump nicht widersprec­hen, wenn er fordert, dass die Weltgemein­schaft den Angriff auf Ost-Ghouta nicht durchgehen lassen dürfe. Nur ersetzt öffentlich­e Erregung darüber keine Strategie.

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Thomas J. Spang

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