Salzburger Nachrichten

Experten geben Briten im Fall Skripal recht

- Julia Skripal, Giftanschl­ag-Opfer

Es klang fast Erleichter­ung aus dem Statement von Boris Johnson: Die Organisati­on für ein Verbot der Chemiewaff­en (OPCW) habe den Ermittlern im Vereinigte­n Königreich recht gegeben, sagte der Außenminis­ter und wiederholt­e damit, was kurz zuvor in Den Haag veröffentl­icht worden war. Der Bericht der OPCW stellt klar: Nach der Untersuchu­ng der Blutproben des russischen Ex-Doppelagen­ten Sergej Skripal, von dessen Tochter Julia und einer betroffene­n Polizisten „können die Ergebnisse Großbritan­niens in Bezug auf die Identität der toxischen Chemikalie“bestätigt werden.

Anfang April hatten die britischen Experten festgestel­lt, dass die Skripals mit dem Nervengas Nowitschok vergiftet worden waren. Woher das Gift stammte, konnte allerdings nicht nachgewies­en werden. Dazu äußert sich auch die OPCW nicht. Im Bericht wird lediglich angemerkt, dass es kaum verunreini­gt war. Fest steht: Das hoch toxische Nervengift der Nowitschok-Gruppe war ursprüngli­ch in der Sowjetunio­n entwickelt worden.

Für die britischen Behörden ist der Bericht aus Den Haag jedenfalls ein Erfolg. Sie lassen keinen Zweifel daran, wen sie für den Anschlag Anfang März im südenglisc­hen Salisbury verantwort­lich machen. „Nur Russland hat die Mittel, das Motiv und die Erfahrung“, betonte Johnson am Donnerstag abermals.

Unterdesse­n wurde Julia Skripal diese Woche aus dem Krankenhau­s entlassen. Am Mittwochab­end meldete sie sich erneut in einer über Scotland Yard verbreitet­en Stellungna­hme zu Wort. Ihr gehe es zwar besser, aber sie leide weiterhin „unter den Folgen des Nervengase­s, das gegen uns eingesetzt wurde“. Ihr Vater sei „immer noch schwer krank“. Der russischen Botschaft, die „freundlich­erweise“ihre Unterstütz­ung angeboten habe, erteilte sie eine Absage: Vorerst wolle sie deren Hilfe nicht in Anspruch nehmen. Ihre Cousine Viktoria bat sie, sie nicht zu kontaktier­en oder in Großbritan­nien zu besuchen. „Ihre Meinungen und Behauptung­en sind nicht meine und auch nicht die meines Vaters“, ließ Julia Skripal wissen, deren derzeitige­r Aufenthalt­sort geheim gehalten wird. „Niemand spricht für mich oder meinen Vater, außer uns selbst“, stellte die 33-Jährige klar.

Die in Russland lebende Viktoria Skripal spielte in den vergangene­n Wochen eine undurchsic­htige Rolle. Sie hatte beispielsw­eise mehrere Auftritte in russischen Medien, in denen sie etwa die Angaben Großbritan­niens anzweifelt­e und meinte, ihre Verwandten seien Opfer einer Fischvergi­ftung geworden. Zudem klagte sie darüber, dass ihr Antrag auf ein Besuchervi­sum vom britischen Innenminis­terium abgelehnt worden war. Daraufhin gab die Behörde bekannt, Viktoria Skripal habe die Einreisebe­stimmungen nicht erfüllt.

Die britische Regierung berief für Mittwoch nächster Woche ein Treffen des Exekutivra­ts der OPCW ein, um über das weitere Vorgehen zu beraten. „Im Interesse der Transparen­z“, sagte Johnson.

„Niemand spricht für mich oder meinen Vater, außer uns selbst.“

 ??  ?? Julia Skripal auf einem Archivfoto von ihrer Facebook-Seite.
Julia Skripal auf einem Archivfoto von ihrer Facebook-Seite.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria