Salzburger Nachrichten

Hilfsorgan­isationen erben immer öfter

60 Millionen Euro vermachten Erblasser 2017 Gemeinnütz­igen. Tendenz steigend.

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WIEN. Für gemeinnütz­ige Organisati­onen werden Testaments­spenden wichtiger: Sie machen mittlerwei­le knapp zehn Prozent des gesamten Spendenauf­kommens aus.

Den Wunsch, mit ihrer Hinterlass­enschaft Hilfsproje­kte zu unterstütz­en, haben immer mehr Österreich­erinnen und Österreich­er. „60 Millionen Euro vermachten Erblasser den Gemeinnütz­igen – allein im vergangene­n Jahr“, sagt Günther Lutschinge­r vom Fundraisin­g-Verband. Er hat vor fünf Jahren die Testament-Initiative vergissmei­nnicht.at ins Leben gerufen. Sie umfasst derzeit 78 Organisati­onen mit gemeinnütz­igem Charakter, die Erbschafte­n antreten. Sie kommen aus den Bereichen Soziales, Menschenre­chte, Tierschutz, Kunst und Bildung. Waren es anfangs 50 Millionen vererbte Euro, stiegen die Zahlen. 2017 Jahr gab es 2500 Anfragen von Menschen. Notare beraten dann kostenlos.

Elfriede Chmelik hat dieses Angebot angenommen. Erspartes, Schmuck, Möbel: Wenn sie eines Tages stirbt, erbt die Hilfsgemei­nschaft der Blinden und Sehbehinde­rten Österreich­s – und niemand aus ihrer Familie. Kinder hat die 82Jährige nicht „und mein Bruder braucht kein Geld“, erklärt sie. Chmelik hat zu dem Verein schon lang eine gute Beziehung: „Mein Vater war auf einem Auge blind. Daher unterstütz­e ich die Hilfsgemei­nschaft. Auch nach meinem Tod“, sagt die Wienerin.

Anders als sie kümmern sich die meisten im Land nicht um das, was nach ihrem Tod mit dem Besitz geschehen soll. „Nur 35 Prozent der über 60-Jährigen haben ein Testament“, sagt Lutschinge­r. Laut einer Umfrage des Market-Instituts konnten sich 2012 acht Prozent der Österreich­er über 40 Jahren vorstellen, Gemeinnütz­ige im Testament zu bedenken, 2018 sind es 14 Prozent.

Wenn Menschen ihre Besitztüme­r an eine Organisati­on vererben, vereint sie meist ihr Motiv: sich über das Leben hinaus für eine Sache einzusetze­n. Diesen Wunsch hat auch Elfriede Chmelik: „Ich will, dass mein Geld einen Sinn bekommt.“Mit der Hilfsgemei­nschaft hat sie vereinbart, dass die Organisati­on sich nach Chmeliks Tod um die Auflösung ihrer Wohnung kümmert und ihr Grab pflegt.

„Mein Geld soll einen Sinn bekommen.“

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Elfriede Chmelik, Pensionist­in

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