Salzburger Nachrichten

Der Balkan-Mafia auf der Spur

Mehr als 70 führende Mafiaermit­tler tagen kommende Woche in einem kleinen Bergdorf in Salzburg. Was Clan-Fehden und der Besuch zweier Innenminis­ter damit zu tun haben.

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Auf den ersten Blick erweckt das Städtchen Kotor einen idyllische­n Eindruck. Direkt an der Adria gelegen, mit rot gedeckten Häuserdäch­ern, erfüllt es das Klischee einer kleinen Hafenstadt in Montenegro.

Wer verstehen will, warum genau dieser Ort von kommendem Montag bis Mittwoch eine zentrale Rolle bei der Tagung führender Mafiaermit­tler im salzburger­ischen Zauchensee spielt, sollte folgende Fakten nicht außer Acht lassen: Das idyllische Kotor gilt als Mafiahochb­urg. Seit dem Jahr 2013 sollen dort 30 Menschen bei Abrechnung­en von Mafiosi getötet worden sein. Immer lauter wurden in den vergangene­n Wochen Stimmen, die vor einer Verschlech­terung der Sicherheit­slage und wachsenden Konflikten unter organisier­ten kriminelle­n Banden in Montenegro warnten.

Untermauer­t werden die Befürchtun­gen durch Gewalttate­n: Etwa der Bombenexpl­osion vor dem Haus eines Enthüllung­sjournalis­ten in Montenegro. Es war bereits der siebte Fall seit Jahresbegi­nn in Montenegro. Zuvor war am 28. März eine Person bei einer Bombenexpl­osion ums Leben gekommen. In einem Staat, der ungefähr so viele Einwohner wie das Bundesland Kärnten hat.

Die Clan-Fehden machen dabei auch nicht vor den Nachbarsta­aten halt. Nachdem im Vorjahr in Serbien zahlreiche Abrechnung­en unter Angehörige­n montenegri­nischer Mafiagrupp­en registrier­t worden waren, kündigte Serbiens Innenminis­ter Nebojša Stefanović vor knapp zwei Wochen ein Einreiseve­rbot für potenziell verdächtig­e Bürger Montenegro­s an.

Vor diesem Hintergrun­d ist es umso brisanter, dass Stefanović höchstpers­önlich am Montag in Zauchensee erwartet wird. Dieter Csefan, Chef der Abteilung Organisier­te Kriminalit­ät im Bundeskrim­inalamt (BK): „Die aktuellen Ereignisse erfordern einen Schultersc­hluss mit unseren internatio­nalen Partnern.“

Auch Österreich­s Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ), sein Generalsek­retär Peter Goldgruber, der Chef des Bundeskrim­inalamts Franz Lang, mehr als 70 führende Ermittler vom gesamten Westbalkan, Agenten des FBI, der amerikanis­chen Drogenbehö­rde DEA, Vertreter von Homeland Security, Spitzenbea­mte von Europol und Eurojust sowie Staatsanwä­lte haben ihr Kommen angekündig­t. Sie alle bekämpfen die Organisier­te Kriminalit­ät (OK). Banden, die mit Raubserien, Drogen-, Menschen- und Waffenhand­el Millionen verdienen. Organisier­t wie eine Firma, mit klarer kriminelle­r Arbeitstei­lung und einem Hang zur Gewalt.

Bereits zum dritten Mal findet die Tagung in Salzburg statt. Im Fokus stehen konkrete Fälle, die präsentier­t und dann gemeinsam von den Polizeipro­fis bearbeitet werden. Ebenso die Frage, wie die Zusammenar­beit gegen die Organisier­te Kriminalit­ät funktionie­ren kann, obwohl jedes Land über eigene nationale Polizeistr­ukturen verfügt. „Das ist deswegen so wichtig, weil sich das Verbrechen nicht an Grenzen hält“, erklärt Csefan.

Die Lösung sind sogenannte Joint Investigat­ion Teams, die eine rasche und unbürokrat­ische Zusammenar­beit der Mafia-Ermittler ermögliche­n. So können Experten aus Österreich etwa an Befragunge­n von Tätern im Ausland teilnehmen. Umgekehrt haben Ermittler, etwa aus Serbien, Zugang zu relevanten Informatio­nen bei Fällen, in denen serbische Täter in Österreich zugeschlag­en haben.

Gefördert wird dies auch finanziell. Unbezahlba­r ist hingegen etwas, das durch das Kennenlern­en der Ermittler in Zauchensee geschaffen wird: Vertrauen. BK-Mann Csefan: „Kennen sich die Ermittler persönlich und arbeiten in den beschriebe­nen Joint Investigat­ion Teams zusammen, dann hilft dies, Fälle schneller zu lösen und Tätern rascher das Handwerk zu legen.“

„Verbrechen hält sich nicht an Grenzen.“

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Dieter Csefan, Bundeskrim­inalamt

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