Vier Minuten für die Ewigkeit: Salzburg stürmt ins Semifinale
Red Bull Salzburg gelingt mit einem unfassbaren 4:1-Sieg im Rückspiel gegen Lazio Rom ein historischer Erfolg und gehört damit zu den besten vier Mannschaften der Europa League.
SALZBURG. 29.520 Zuschauer in der ausverkauften Red-Bull-Arena. Eine Stimmung, wie man sie nur aus den großen Fußball-Arenen Europas kennt. Und eine Salzburger Mannschaft, die ihr Herz in die Hand nimmt und so um ihre Aufstiegschance kämpft. Es war alles angerichtet für einen historischen Fußballabend, der am Ende noch besser wurde, als sich Serienmeister Red Bull Salzburg das erhofft, ja sogar erträumt hatte.
Die Salzburgern feierten im Viertelfinal-Rückspiel der Europa League gegen Lazio Rom einen mitreißenden 4:1-Heimsieg und zogen mit einem Gesamtscore von 6:5 ebenso wie Arsenal, Atletico Madrid und Olympique Marseille in das Semifinale ein. Das Hinspiel vergangene Woche hatten die Bullen noch mit 2:4 verloren, standen also mit dem Rücken zur Wand. Nun steht Salzburg in der Runde der letzten vier – in Europa.
Es war in einem schnellen und intensiv geführten Match von Beginn an kein Leistungsunterschied zwischen dem österreichischen Tabellenführer und dem Dritten der Serie A erkennbar. Die Bullen haben aus ihren Fehlern von Rom gelernt, Trainer Marco Rose schickte seine Elf mit einem 4-3-3 auf das Feld. „Mit breiten Flügeln, um der Fünferkette von Lazio entgegenzuwirken“, erklärte Rose vor der Partie. Diese taktische Umstellung sollte sich bezahlt machen.
Schon in der fünften Minute fand Stürmer Hee-Chan Hwang nach einem Assist von Xaver Schlager eine Riesenchance vor, doch der römische Keeper Thomas Strakosha parierte. Mit Fortdauer der ersten Hälfte fand Lazio besser ins Spiel, zeigte sich nahezu Pressing-resistent – und kam auch zu sehr guten Torchancen. Stürmerstar Ciro Immobile prüfte Bullen-Torhüter Alexander Walke zwei Mal vor der Pause (41., 43.) und unmittelbar nach dem Seitenwechsel (47.).
Die ungewohnte Abschlussschwäche der Römer, immerhin die Torfabrik der Serie A, sollte sich später rächen. Doch zuvor noch durfte Lazio jubeln: In der 55. Minute machte Immobile nach einem perfekten Pass von Luis Alberto aus der eigenen Hälfte sein Tor 1:0. Die Immobile-Sprechchöre der 1500 Lazio-Fans waren noch nicht verhallt, als Salzburg eiskalt zurückschlug. Unmittelbar nach dem Anstoß glich Munas Dabbur in der 56. Minute zum 1:1 aus. Sein Schuss von der Strafraumgrenze wurde noch leicht abgefälscht.
Und plötzlich waren die Bullen wie ausgewechselt, selbstsicher und siegeshungrig: Der überragende Xaver Schlager hatte mit einem Weitschuss an die Außenstange (66.) noch Pech, der Gewaltschuss von Amadou Haidara zum 2:1 in der 72. Minute passte dann aber zentimetergenau. Was dann folgte, waren vier Minuten für die Ewigkeit: Hwang erhöhte in der 74. Minute auf 3:1, wieder wurde der Schuss von einem Verteidiger unhaltbar für Lazio-Keeper Strakosha abgefälscht. Und in der 76. Minute köpfelte Stefan Lainer die Salzburger endgültig ins Glück. Der Rechtsverteidiger traf zum 4:1 nach einer BerishaEcke, die von Andre Ramalho per Kopf verlängert wurde.
Die Bullen-Arena war zu diesem Zeitpunkt längst ein Tollhaus, die Salzburger Fans lagen sich in den Armen und sangen „So ein Tag, so wunderschön ...“– und fieberten bereits der Auslosung des Europa-League-Semifinales heute, Freitag, um 12 Uhr in Nyon entgegen.