Wie ältere Menschen besser wohnen können
Das Land Salzburg unterstützt ein neues Beratungsangebot und sucht jetzt Testpersonen.
SALZBURG. Sonja Schiff weiß, wie alte Menschen wohnen. Seit 30 Jahren beschäftigt sich die Salzburgerin mit dem Thema Altenpflege, zuerst als Hauskrankenschwester und mittlerweile als Alternswissenschafterin und Trainerin. Hunderte Häuser und Wohnungen hat Schiff bei ihren Hausbesuchen gesehen und oft miterlebt, dass die Wohnsituation das Leben der betagten Menschen massiv erschwert. „Viele könnten ihr Leben eigentlich allein und selbstbestimmt schaffen, aber wegen des ungeeigneten Wohnraums müssen sie ins Heim oder brauchen Hilfe“, sagt Schiff.
Plötzlich seien Bad und Toilette zu eng und die Türrahmen zu schmal. Die Treppe werde zum unüberwindbaren Hindernis und der Garten sei von einem Tag auf den anderen Last anstatt Ruheoase. Unpassender Wohnraum mache auch einsam, sagt Schiff. „Oft leben Menschen in einem großen Haus, bewohnen aber nur zwei Zimmer.“
Zwei Anfragen von Ehepaaren motivierten Schiff, gemeinsam mit Architektin Ursula Spannberger ein Beratungsangebot für Menschen ab 60 Jahren zu entwickeln, die ihre Wohnsituation im Alter rechtzeitig planen wollen. Am Ende der drei Beratungsgespräche soll ein konkretes Maßnahmenpaket stehen. „Je früher wir selbst bestimmen, wie wir im Alter leben wollen, umso eher können wir später tatsächlich selbstbestimmt leben“, sagt Spannberger. Es sei absurd, dass Räume ein selbstbestimmtes Leben behinderten anstatt, es zu vereinfachen. Das Konzept gehe weit über das Installieren von Haltegriffen hinaus.
Der Wechsel in eine barrierefreie Wohnung sei nur eine von vielen Möglichkeiten, meint Spannberger. Oft ließen sich im bestehenden Wohnumfeld kreative Lösungen finden – bis hin zur WG. „Wir möchten behilflich sein, Visionen umzusetzen.“Vor allem für die Nachkriegsgeneration, die alles hart erarbeitet habe, bedeute ein Umzug auch Trauerarbeit, betont Schiff. „Auf Wunsch begleiten wir die Menschen emotional beim Prozess des Loslassens.“
Landesrätin Martina Berthold (Grüne) unterstützt das Projekt „Neues Wohnen 70 plus“in der Pilotphase mit 40.000 Euro aus dem Generationenressort. Damit werden drei exemplarische Beratungszyklen finanziert. Die Erfahrungen werden in einem Leitfaden zusammengefasst, der Interessierten über die Pflegeberatung des Landes kostenlos zur Verfügung gestellt wird.
Dieses Beratungsangebot sei einzigartig in Österreich, sagt Berthold. „Meistens wird das Thema Wohnen im Alter akut, wenn der Hut schon brennt“, ergänzt der für Pflege zuständige Landesrat Heinrich Schellhorn (Grüne). So gut wie jeder wolle bis zum Schluss selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben.
Bis 15. Mai können sich Interessierte auf der Homepage WWW.NEUESWOHNEN70PLUS.AT für die Beratungen bewerben. Gesucht werden ein Paar, eine Familie mit einem Generationenanliegen und eine alleinstehende Frau.