Bambus für Ru Yi oder: Die Nachwehen einer China-Reise
Panda hin, Panda her – das mit dem Männchen war ein schwerer Schnitzer.
Das großartigste Ereignis der viel zu schnell vergangenen Woche war die China-Reise unserer Staatsspitze. Bundespräsident, Bundeskanzler und eine (schlanker Staat!) 250-köpfige Begleitdelegation weilten eine Woche im Reich der an die Spitze drängenden Mitte.
Eine Woche, das ist für heutige Begriffe ziemlich lang. Im Vergleich zu Marco Polo hingegen war es eher kurz, denn der Besuch des venezianischen Kaufmanns in China dauerte seinerzeit 20 Jahre. Aber so lang hätten wir die Herren Bundespräsident und Bundeskanzler unmöglich entbehren können.
Der Hauptzweck des Staatsbesuchs bestand dem Vernehmen nach darin, der verwitweten Panda-Dame Yang Yang im Tiergarten Schönbrunn wieder einen Lebenspartner mit Fortpflanzungspotenzial zu besorgen. Aus diesem Grund wurde die Staatsspitze bei den Chinesen, die ein weltweites Panda-Kartell errichtet haben, um ein Männchen vorstellig.
Das Ansinnen wurde nicht positiv beschieden und das ist gut so. Der Wunsch nach einem Panda-Männchen steht in krassem Widerspruch zur Gesetzeslage, die ausdrücklich eine geschlechtsneutrale Stellenausschreibung verlangt. Korrekterweise hätte als Partner für Yang Yang nur eine Panda-Person ohne überkommene Geschlechterrollen angefragt werden dürfen. Die Sache wird ein Nachspiel bei der Gleichbehandlungsanwaltschaft haben.
Auch die Korruptionsstaatsanwaltschaft dürfte in der Causa aktiv werden. Alexander Van der Bellen und Sebastian Kurz haben Berichten zufolge dem zweijährigen PandaMännchen Ru Yi, das man gern nach Schönbrunn lotsen würde, mehrmals Bambus ins Maul gesteckt. Dies ist selbstredend ein Verstoß gegen das Anfütterungsverbot.
Andere Berichte von der China-Reise sollte man hingegen nicht glauben. Vor allem die vom Kollegen Kritikrax verbreitete Meldung, Sebastian Kurz habe in China auf einem türkisweißen Sonder-Panda bestanden, konnte durch nichts erhärtet werden.
Überhaupt sind Reiseberichte aus China mit Vorsicht zu genießen. Besagter Marco Polo verbreitete im 13. Jahrhundert die Kunde, in Quinsai (dem heutigen Hangzhou) seien Salz, Zucker und Gewürze mit 3,5 Prozent belegt. Diese „unfassbar hohe Steuerbelastung“, so schrieb Marco Polo, erbringe einen unvorstellbaren Steuerertrag und eine maßlose Summe Geldes. Noch nie habe ein Mensch von so etwas berichten können! – Daheim in Italien wurde die Steuergeschichte Marco Polos als freche Flunkerei angesehen. 3,5 Prozent Steuern! Absolut undenkbar, dass das jemand bezahle.
Auch heute würde man Meldungen über einen Steuersatz von 3,5 Prozent keinesfalls glauben. Wenn auch aus anderen Gründen.