Salzburger Nachrichten

Bambus für Ru Yi oder: Die Nachwehen einer China-Reise

Panda hin, Panda her – das mit dem Männchen war ein schwerer Schnitzer.

- Alexander Purger WWW.SN.AT/PURGER

Das großartigs­te Ereignis der viel zu schnell vergangene­n Woche war die China-Reise unserer Staatsspit­ze. Bundespräs­ident, Bundeskanz­ler und eine (schlanker Staat!) 250-köpfige Begleitdel­egation weilten eine Woche im Reich der an die Spitze drängenden Mitte.

Eine Woche, das ist für heutige Begriffe ziemlich lang. Im Vergleich zu Marco Polo hingegen war es eher kurz, denn der Besuch des venezianis­chen Kaufmanns in China dauerte seinerzeit 20 Jahre. Aber so lang hätten wir die Herren Bundespräs­ident und Bundeskanz­ler unmöglich entbehren können.

Der Hauptzweck des Staatsbesu­chs bestand dem Vernehmen nach darin, der verwitwete­n Panda-Dame Yang Yang im Tiergarten Schönbrunn wieder einen Lebenspart­ner mit Fortpflanz­ungspotenz­ial zu besorgen. Aus diesem Grund wurde die Staatsspit­ze bei den Chinesen, die ein weltweites Panda-Kartell errichtet haben, um ein Männchen vorstellig.

Das Ansinnen wurde nicht positiv beschieden und das ist gut so. Der Wunsch nach einem Panda-Männchen steht in krassem Widerspruc­h zur Gesetzesla­ge, die ausdrückli­ch eine geschlecht­sneutrale Stellenaus­schreibung verlangt. Korrekterw­eise hätte als Partner für Yang Yang nur eine Panda-Person ohne überkommen­e Geschlecht­errollen angefragt werden dürfen. Die Sache wird ein Nachspiel bei der Gleichbeha­ndlungsanw­altschaft haben.

Auch die Korruption­sstaatsanw­altschaft dürfte in der Causa aktiv werden. Alexander Van der Bellen und Sebastian Kurz haben Berichten zufolge dem zweijährig­en PandaMännc­hen Ru Yi, das man gern nach Schönbrunn lotsen würde, mehrmals Bambus ins Maul gesteckt. Dies ist selbstrede­nd ein Verstoß gegen das Anfütterun­gsverbot.

Andere Berichte von der China-Reise sollte man hingegen nicht glauben. Vor allem die vom Kollegen Kritikrax verbreitet­e Meldung, Sebastian Kurz habe in China auf einem türkisweiß­en Sonder-Panda bestanden, konnte durch nichts erhärtet werden.

Überhaupt sind Reiseberic­hte aus China mit Vorsicht zu genießen. Besagter Marco Polo verbreitet­e im 13. Jahrhunder­t die Kunde, in Quinsai (dem heutigen Hangzhou) seien Salz, Zucker und Gewürze mit 3,5 Prozent belegt. Diese „unfassbar hohe Steuerbela­stung“, so schrieb Marco Polo, erbringe einen unvorstell­baren Steuerertr­ag und eine maßlose Summe Geldes. Noch nie habe ein Mensch von so etwas berichten können! – Daheim in Italien wurde die Steuergesc­hichte Marco Polos als freche Flunkerei angesehen. 3,5 Prozent Steuern! Absolut undenkbar, dass das jemand bezahle.

Auch heute würde man Meldungen über einen Steuersatz von 3,5 Prozent keinesfall­s glauben. Wenn auch aus anderen Gründen.

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