Ein junger Politikveteran ergattert seinen Traumjob in Brüssel
Lukas Mandl hat Elisabeth Köstinger im EU-Parlament abgelöst. Der ÖVP-Mann könnte bald noch eine größere Rolle übernehmen.
„Nein“, sagt Lukas Mandl freundlich, aber bestimmt. Der 38-Jährige, der anstelle von ÖVPLandwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger ins Europaparlament eingezogen ist, will eindeutig nicht darüber reden, dass die „Niederösterreichischen Nachrichten“ihn vorige Woche als Spitzenkandidaten der ÖVP – anstelle von Othmar Karas – für die Europawahl 2019 ins Spiel gebracht haben. „Das stimmt einfach nicht. Mein Ziel ist ganz klar, hier so zu arbeiten, dass ich nächstes Jahr wiedergewählt werden kann“, sagt der studierte Kommunikationswissenschafter. Mehr will er beim SN-Frühstück im „Haus der europäischen Geschichte“nicht dazu sagen.
Dass er viel arbeitet, daran gibt es nach vier Monaten hier keine Zweifel. Er hat drei Ausschusssitze übernommen und er kümmert sich um den Kosovo, ein Spezialgebiet, das durch den Abgang der grünen Abgeordneten Ulrike Lunacek frei geworden ist. Passt auch gut, weil Mandl 2015 die Österreichisch-Kosovarische Freundschaftsgesellschaft gegründet hat.
Mandl, der mütterlicherseits niederländische Wurzeln hat (sein Großvater war Arzt in Delden), wollte schon immer in die Europapolitik. Erstmals politisch aktiv war er mit knapp 15 Jahren: Im Juni 1994 warb er in seinem Umfeld für Österreichs EUBeitritt, „weil ich irgendwie Feuer gefangen hatte dafür, dass es wichtig ist, dass Österreich Teil der europäischen Integration wird“.
Es folgte eine lupenreine ÖVP-Karriere. Noch während des Publizistikstudiums heuerte er beim ÖVP-Nationalratsabgeordneten Gerhart Bruckmann an, später bei der ÖVP Niederösterreich. 2008 schaffte er es mit Vorzugsstimmen in den niederösterreichischen Landtag, er wurde 2010 ÖAAB-Generalsekretär und 2015 Vizebürgermeister in Gerasdorf.
24 Jahre in der Politik zeigen Wirkung. Manchmal ungelenk, aber unermüdlich bringt Mandl das Gespräch auf die Themen, die ihm – und der Kurz-Regierung – wichtig sind und „wo wir rot-weiß-rot geschlossen agieren“: die Indexierung der Familienbeihilfe, Sicherheit, Verteidigung und Schutz der EU-Außengrenzen, Kampf gegen Atomkraft und natürlich die Frage, wer in der EU was machen soll, also Subsidiarität. Die Sätze kommen versiert, kontrolliert, detailliert und gut abgeschliffen durch Training und Parteischule. Er fühle sich im EU-Parlament „wie ein Fisch im Wasser“und sei „sehr, sehr glücklich darüber, da sein zu dürfen“, gerade jetzt, da Österreich wieder eine klare europäische Linie habe. Womit Mandl noch hadert, ist die „Prozessfokussiertheit“mancher Kollegen (wer was wann gesagt hat) und ein „falsches Establishment-Denken“, das er da und dort ortet. „Das ärgert mich“, sagt der Neo-Abgeordnete. Dann versuche er, die ihm wichtige „Zielgerichtetheit“und Bürgernähe einzubringen.