Autoindustrie soll Kurs wechseln
Chinesischer Daimler-Aktionär und deutscher Wirtschaftsminister einig.
Die Autoindustrie befindet sich in einem enormen Umbruch. Nach dem Umbau bei Volkswagen ist ein weiteres untrügliches Zeichen dafür, dass der neue Daimler-Großaktionär Li Shufu die Autoindustrie zu mehr Kooperationsbereitschaft aufruft. Er begründet das mit dem Wandel in der Branche. „Wir müssen aktiv die Möglichkeit umfangreicher Allianzen ausloten, anstatt uns der Realität zu entziehen und den Kopf in den Sand zu stecken“, schrieb der chinesische Milliardär in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“(Montag).
Der wissenschaftliche und technologische Fortschritt verändere die Geschäftswelt. „In der Automobilindustrie bedeutet dies den Übergang zu einem Plattform-Geschäftsmodell, in dem die Technologie zunehmend geteilt wird“, so Li. „Diejenigen Unternehmen, die nach wie vor an Silos orientiert sind, werden von den wenigen verbleibenden Giganten verschlungen, während diejenigen, die ihre gemeinsamen Stärken bündeln, die Zukunft gewinnen werden.“
Der Gründer des Autokonzerns Geely, zu dem auch Volvo gehört, hatte im Februar überraschend auf einen Schlag knapp zehn Prozent der Daimler-Anteile erworben. Unter Verweis auf Volvo betonte Li zugleich, wie wichtig bei aller Kooperationsbereitschaft der Schutz der Marken- und Produktunabhängigkeit sei.
Deutliche Worte an die Autoindustrie findet auch der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier. Er hat der Autoindustrie Fehler vorgeworfen und die Branche zu einem grundlegenden Kurswechsel aufgefordert. Die Konzerne müssten ihre Geschäftsmodelle an die ökologische und digitale Zukunft anpassen, sagte Altmaier der „Bild“-Zeitung. Konkret forderte er deutsche E-Autos mit der Reichweite eines Tesla, die aber günstiger als Tesla sind, die weltweit beste ITPlattform für selbstfahrende Autos und gemeinsame Lösungen, um eine europäische Batteriezellfertigung auf die Beine zu stellen.
Kooperationen und ein günstiger „deutscher Tesla“werden gefordert