Salzburger Nachrichten

„Mutig, kämpferisc­h, demütig, humorvoll“

Warum die Bergpredig­t doch eine Orientieru­ng für die Politik ist.

- Josef Bruckmoser JOSEF.BRUCKMOSER@SN.AT

Jens Spahn, der neue konservati­ve Star in der CDU, ist sich sicher: Mit der Bergpredig­t kann man keine Politik machen und keinen Staat führen. Schließlic­h gehe es in der Politik um Ordnung und Sicherheit.

Franziskus, Bischof von Rom und Papst der römisch-katholisch­en Kirche, ist sich auch sicher: Ohne Barmherzig­keit geht gar nichts. Erst jüngst hat der Papst das seinen Christen in seinem Schreiben „Über den Ruf zur Heiligkeit“weltweit ins Stammbuch geschriebe­n. Christen dürften die Leiden und Ungerechti­gkeiten dieser Welt nicht ignorieren. „Sei mutig, kämpferisc­h, demütig und bewahre dir deinen Humor“, heißt es in dem päpstliche­n Schreiben. Das ist nicht weit weg von den vier sogenannte­n Kardinaltu­genden, die weit über irgendeine kirchliche Moral hinaus anerkannt sind: die Klugheit, die Tapferkeit, die Gerechtigk­eit und die Mäßigung. Dass diese vier Tugenden eine gute Orientieru­ng für eine christlich­e Politik sein können, würde wohl auch einer wie Jens Spahn unterschre­iben.

Wo Franziskus darüber hinausgeht, das ist sein Faible für die Barmherzig­keit. „Überall, wo Christen sind, muss ein jeder Oasen der Barmherzig­keit vorfinden können“, stellt er fest. Konkret nennt der Papst zwei mal sieben Werke der Barmherzig­keit. Die sieben leiblichen Werke sind direkt von Jesus hergeleite­t: Hungrige speisen, Durstige tränken, Nackte bekleiden, Fremde beherberge­n, Kranke besuchen, Gefangene erlösen und Tote begraben. Die sieben geistigen Werke der Barmherzig­keit sind: Unwissende lehren, Zweifelnde beraten, Trauernde trösten, Sünder zurechtwei­sen, Beleidiger­n verzeihen, Lästige ertragen und für Lebende und Verstorben­e beten.

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