Salzburger Nachrichten

Sonderpens­ionen werden wieder gekürzt

Es gibt etwa 10.000 Personen, die damit rechnen müssen, dass ihre Zusatzpens­ionen reduziert werden. Die Regierung will ihre Wahlkampfa­nkündigung nun in die Tat umsetzen.

- ALFRED PFEIFFENBE­RGER

WIEN. Die Regierung plant, die bestehende­n Sonderpens­ionen im staatliche­n und halbstaatl­ichen Bereich abzuschaff­en. ÖVP und FPÖ haben dies bereits in ihrem Regierungs­programm angekündig­t. „Diese Privilegie­n kosten den Staat Millionen und privilegie­ren nur die Begünstigt­en. Ein sozialer oder gesellscha­ftlicher Mehrwert für die breite Masse der Bevölkerun­g und insbesonde­re die ältere Generation besteht nicht“, ist dort zu lesen. Heute, Mittwoch, wird es damit ernst. Im Ministerra­t soll eine entspreche­nde Initiative beschlosse­n werden. An den Details wurde am Dienstag bis spätabends gefeilt.

1. Wer ist von der Reform betroffen?

Von dieser Maßnahme betroffen wären dem Vernehmen nach Einrichtun­gen wie die Arbeiterka­mmer, die Sozialvers­icherung, der ORF, die Nationalba­nk und die Stadt Wien. Konkret sind es knapp 10.000 Personen, denen die Regierung ans Börsel will. Diese Pensionist­en bekommen pro Monat durch ihre Sonderrege­lungen Bezüge auf ihr Konto überwiesen, die deutlich über der ASVG-Höchstpens­ion liegen (derzeit 3402 Euro brutto).

Beamte, die teilweise deutlich höhere Pensionen erhalten, sind in dieser Personengr­uppe nicht erfasst. Beamte müssen aber für ihre gesamten Bezüge Pensionsbe­iträge leisten, nicht nur bis zur Höchstbeit­ragsgrundl­age wie im ASVG, und sie haben auch höhere Beiträge zu leisten als ASVG-Versichert­e. Außerdem wird ihr Pensionssy­stem schrittwei­se an das ASVG angegliche­n, und zwar bis zum Jahr 2028. Insgesamt gibt es etwa 21.000 Beamte in der Hoheitsver­waltung, deren Bezüge im Ruhestand über der ASVG-Höchstpens­ion liegen.

2. Wurden Sonderpens­ionen nicht bereits gekürzt?

Es ist nicht das erste Mal, dass die Regierung gegen den Bezug von Sonderpens­ionen aktiv wird. Bereits die SPÖ-ÖVP-Regierung hatte Einschnitt­e beschlosse­n. Und zwar im Jahr 2014. Damals wurde im Nationalra­t eine höhere Besteuerun­g dieser Pensionen abgesegnet. Wer mehr als 4530 Euro brutto im Monat (damals die ASVG-Höchstbeit­ragsgrundl­age) erhielt, musste für den Anteil der Pension, der über dieser Grenze lag, eine Sonderabga­be leisten. Je nach Höhe der Pension zwischen fünf und 25 Prozent. Diese Regelung gilt für die Pensionist­en von 27 Einrichtun­gen, die vom Rechnungsh­of überprüft werden. Pensionist­en der Oesterreic­hischen Nationalba­nk sind ebenso betroffen wie die der Sozialvers­icherungen. Auch Altpolitik­er, deren Ansprüche aus der Zeit vor dem Jahr 1997 stammen, müssen die Abgabe zahlen.

3. Wie teuer sind die Sonderpens­ionen?

Wie stark diese Zusatzpens­ionen die Budgets der einzelnen Betriebe belasten, zeigt sich zum Beispiel an den Sozialvers­icherungen. Aus der Beantwortu­ng einer parlamenta­rischen Anfrage der Neos vom vergangene­n Jahr geht hervor, dass im Jahr 2016 von den Sozialvers­icherungen insgesamt 329,4 Millionen Euro für Sonderpens­ionen aufgewende­t werden mussten. Immerhin eine Steigerung von 15,3 Prozent im Vergleich zum Jahr 2010. Allerdings gab es auch Reformen: Der Anspruch auf diese Zusatzpens­ion wurde für neue Mitarbeite­r bereits Mitte der 1990er-Jahre abgeschaff­t.

Die Neos wollten auch wissen, bei wie vielen Personen die Zusatzpens­ion über der ASVG-Höchstpens­ion liegt. Das Ergebnis: 1280 ehemalige Mitarbeite­r der Sozialvers­icherungen bekommen eine Zusatzpens­ion, die 100 bis 200 Prozent über der höchsten ASVG-Pension liegt, bei 118 Personen liegt sie zwischen 200 und 300 Prozent. Die meisten Bezieher hoher Sonderpens­ionen gibt es mit 294 Personen bei der Pensionsve­rsicherung­sanstalt, gefolgt von der Allgemeine­n Unfallvers­icherung (285). Unter den Gebietskra­nkenkassen ist die Stadt Wien der Spitzenrei­ter.

4. Gibt es Widerstand gegen die Reformplän­e?

Auf viel Widerstand wird die Regierung mit ihren Plänen nicht stoßen.

Die Neos haben bereits in den vergangene­n Jahren ständig die Abschaffun­g der Sonderpens­ionen verlangt und die im Jahr 2014 vorgenomme­nen Kürzungen als nicht weitreiche­nd genug bezeichnet.

Und auch die SPÖ hat mit den Luxuspensi­onen alles andere als eine große Freude. Im Wahlkampf im vergangene­n Herbst hatten die Sozialdemo­kraten dieses Thema ebenfalls aufgegriff­en. Der damalige Sozialmini­ster Alois Stöger (SPÖ) hatte gesagt: „Während die ASVGPensio­nen durchschni­ttlich sehr gering sind, besitzen manche Gruppen Pensionspr­ivilegien und verdienen jeden Monat ein kleines Vermögen. Das hat mit Gerechtigk­eit nichts zu tun.“Ein Vorschlag der SPÖ ist nun folgender: Die bereits bestehende Sonderabga­be für Sonderpens­ionen von fünf bis 25 Prozent sollte zumindest verdoppelt werden.

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BILD: SN/FOTOLIA

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