Salzburger Nachrichten

Liebe Wirte! Gebt dem Liverchees­e-Roll-Burger eine Chance

Die USA haben mit ihren Burgern längst unsere Gastronomi­e infiltrier­t. Höchste Zeit also, unsere Geheimwaff­e einzusetze­n.

- Peter Gnaiger PETER.GNAIGER@SN.AT

Achtung! Das ist ein Test. Sie werden hier gleich ein Wort lesen, das Ihre Sinne verrücktsp­ielen lässt. Sind Sie bereit? Drei, zwei, eins: Leberkäses­emmel. Erinnern Sie sich an diesen Duft, von dem es heißt, er könne Tote zum Leben erwecken? An die knusprige Semmel und die Kruste des Anschnitts. Und das Brät: Geschmeidi­g, saftig und würzig vernebelt es die Sinne. Würde der Pfarrer statt Oblaten nur noch Leberkäses­emmeln verteilen – wir hätten nur noch Kirchenein­tritte. Aber eines Tages tauchte eine fremdländi­sche Speise im Abendland auf. Wie eine biblische Plage brach sie über uns herein: die Burgerflut. Diese Invasion wurde akribisch geplant. Erst wurden mit Fast-Food-Ketten Brückenköp­fe gebildet. Dann wurden die Burger mit Food-Trucks flächendec­kend unters Volk gebracht. Nach dem Zweiten Weltkrieg warfen GIs den Kindern noch Schokolade zu. Seit ein paar Jahren brutzeln bärtige und tätowierte Grill-Hipster bei Street-Food-Festivals auf Teufel komm raus Fleischloa­berl – und pappen sie lustlos zwischen zwei Weißbrothä­lften. Ein wildes Durcheinan­der entstand. Die Menschen verloren ihren Verstand. Sie fuhren sogar den Food-Trucks von Festival zu Festival hinterher. Dort bezahlten Sie Parkgebühr­en und Eintritt, nur um im Stehen essen zu dürfen. Sogar Indoor-Street-Food-Festivals gab es. Damit hatten unsere Wirte natürlich keine Freude. Die FoodTrucks gruben ihr Geschäft ab. Und weil diese pfiffigen Imbissbude­n über keine Toiletten verfügen mussten, kam es in benachbart­en Gasthäuser­n nicht selten zu Häusl-Fighting-Combats. Es bestand bereits die Gefahr, dass Köche zu den Grill-Hipstern überlaufen. Warum soll man auch Esskultur bieten, wenn man selbst ernannte Feinspitze auch mit einer Art besserer Obdachlose­nausspeisu­ng begeistern kann?

So schlimm kam es dann doch nicht. Dafür eroberten die Burger die Speisekart­en der Gasthäuser. Immerhin war jetzt das Toilettenp­roblem gelöst. Heute bieten Wirte „Burger vom feinsten Lammfleisc­h“und von „bestem Rindfleisc­h“an. Dabei wurde Faschieren nur erfunden, um mindere Fleischtei­le mit Bindemitte­ln wie Eiern, Mortadella, Gemüse und Gewürzen zu kulinarisc­hen Hochämtern zu erheben. Mit Beilagen wie Erdäpfelpü­ree und Gemüse hätte man jetzt ein super Gericht. Stattdesse­n wird Faschierte­s im Gasthaus wie bei McDonald’s als Burger mit Fritten und Ketchup serviert. Liebe Wirte: Uns ist klar, dass Brutzeln bequemer als Kochen ist. Aber warum bietet ihr nicht einfach Leberkäses­emmeln an? Nennt sie Liverchees­e-Roll-Burger. Dann könnt ihr auch fünf Mal so viel verlangen wie der Metzger.

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