Liebe Wirte! Gebt dem Livercheese-Roll-Burger eine Chance
Die USA haben mit ihren Burgern längst unsere Gastronomie infiltriert. Höchste Zeit also, unsere Geheimwaffe einzusetzen.
Achtung! Das ist ein Test. Sie werden hier gleich ein Wort lesen, das Ihre Sinne verrücktspielen lässt. Sind Sie bereit? Drei, zwei, eins: Leberkäsesemmel. Erinnern Sie sich an diesen Duft, von dem es heißt, er könne Tote zum Leben erwecken? An die knusprige Semmel und die Kruste des Anschnitts. Und das Brät: Geschmeidig, saftig und würzig vernebelt es die Sinne. Würde der Pfarrer statt Oblaten nur noch Leberkäsesemmeln verteilen – wir hätten nur noch Kircheneintritte. Aber eines Tages tauchte eine fremdländische Speise im Abendland auf. Wie eine biblische Plage brach sie über uns herein: die Burgerflut. Diese Invasion wurde akribisch geplant. Erst wurden mit Fast-Food-Ketten Brückenköpfe gebildet. Dann wurden die Burger mit Food-Trucks flächendeckend unters Volk gebracht. Nach dem Zweiten Weltkrieg warfen GIs den Kindern noch Schokolade zu. Seit ein paar Jahren brutzeln bärtige und tätowierte Grill-Hipster bei Street-Food-Festivals auf Teufel komm raus Fleischloaberl – und pappen sie lustlos zwischen zwei Weißbrothälften. Ein wildes Durcheinander entstand. Die Menschen verloren ihren Verstand. Sie fuhren sogar den Food-Trucks von Festival zu Festival hinterher. Dort bezahlten Sie Parkgebühren und Eintritt, nur um im Stehen essen zu dürfen. Sogar Indoor-Street-Food-Festivals gab es. Damit hatten unsere Wirte natürlich keine Freude. Die FoodTrucks gruben ihr Geschäft ab. Und weil diese pfiffigen Imbissbuden über keine Toiletten verfügen mussten, kam es in benachbarten Gasthäusern nicht selten zu Häusl-Fighting-Combats. Es bestand bereits die Gefahr, dass Köche zu den Grill-Hipstern überlaufen. Warum soll man auch Esskultur bieten, wenn man selbst ernannte Feinspitze auch mit einer Art besserer Obdachlosenausspeisung begeistern kann?
So schlimm kam es dann doch nicht. Dafür eroberten die Burger die Speisekarten der Gasthäuser. Immerhin war jetzt das Toilettenproblem gelöst. Heute bieten Wirte „Burger vom feinsten Lammfleisch“und von „bestem Rindfleisch“an. Dabei wurde Faschieren nur erfunden, um mindere Fleischteile mit Bindemitteln wie Eiern, Mortadella, Gemüse und Gewürzen zu kulinarischen Hochämtern zu erheben. Mit Beilagen wie Erdäpfelpüree und Gemüse hätte man jetzt ein super Gericht. Stattdessen wird Faschiertes im Gasthaus wie bei McDonald’s als Burger mit Fritten und Ketchup serviert. Liebe Wirte: Uns ist klar, dass Brutzeln bequemer als Kochen ist. Aber warum bietet ihr nicht einfach Leberkäsesemmeln an? Nennt sie Livercheese-Roll-Burger. Dann könnt ihr auch fünf Mal so viel verlangen wie der Metzger.