So buhlen die Parteien um Wähler
Der Wahlkampf geht zu Ende – die Kräfte der Kandidaten auch. Fürs Wahlvolk bleiben unter anderem 13,8 Millionen Kalorien, Wildblumen und Schneidbretter.
SALZBURG. Sie haben Hände geschüttelt, Betriebe abgeklappert und Wahlkampfzuckerl verteilt. Bis Samstag bieten die Kandidaten und ihre Parteien noch einmal alles auf, um die Wähler am 22. April an die Urnen zu bringen.
Landeshauptmann Wilfried Haslauer habe fast jede Gemeinde besucht, sagt ÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Mayer. „Oft war er an einem Tag in drei Gemeinden unterwegs.“Die Wahlkampfhelfer hätten so viele Hausbesuche absolviert und so viele Verteilaktionen durchgeführt wie noch nie.
Die ÖVP musste nicht nur Folder nachdrucken lassen. Zur Neige gingen vorzeitig auch die Sackerl mit Gummibärchen und die Nougattaler aus dem Hause Salzburg Schokolade in Grödig. „Wir haben 2,5 Tonnen Schokotaler verteilt“, sagt Mayer. Macht in Summe 125.000 Stück. Damit hat die ÖVP 13,8 Millionen Kilokalorien unters Volk gebracht. In den letzten Tagen vor der Wahl wird Haslauer oft zum Telefon greifen, um sich bei den Funktionären zu bedanken und Mitglieder zur Wahl aufzurufen.
Auch Grünen-Chefin Astrid Rössler ist derzeit täglich von morgens bis spätabends im Einsatz. Heute, Mittwoch, beginnt ihr Tag in Salzburg um 6 Uhr mit dem Verteilen von Frühstücksweckerln an der Kreuzung bei der Christian-Doppler-Klinik. Sie selbst tankt Kraft mit selbst ge-
mixten grünen Smoothies. Sie habe viele schöne Momente erlebt, sagt Rössler. Nicht mit Schokolade, sondern mit Bonbons aus der Zuckerlwerkstatt wollen die Grünen den Wählern den Gang an die Urne versüßen. Außerdem haben sie als „Süßes für die Bienen“einen Wildblumenmix unter die Menschen gestreut.
Jede freie Minute ist FPS-Chef Karl Schnell unterwegs. Diese Woche hat er sich Urlaub genommen, um Zeit zum Wahlkämpfen zu haben. „Stinklangweilig“sei der Wahlkampf der großen Parteien gewesen, meint Schnell. „Der Wahlkampf war gelenkt, die brennenden Themen wie Gesundheit, Sicherheit und Bürokratieabbau sind nicht zur Sprache gekommen.“
Sechs Wahlkampftrosse der FPÖ legten in 30 Tagen rund 30.000 Kilometer zurück. Das Team von Marlene Svazek verbucht seit Anfang März 4000 beantwortete Mails, 46.648 „Gefällt mir“sowie 150 erstellte Beiträge auf Facebook und 57 Interviews mit der Spitzenkandidatin, aber auch „mindestens 100“beschmierte Bogenplakate. Beim Wahlkampf zwischen „Blauem Spring Break“-Clubbing und Bieranstichen wurde Svazek von 109 Ortsgruppen unterstützt. Neben 30.000 Manner-Schnitten und 8000 Ostereiern verteilte die FPÖ rund 25.000 Taschenalarmgeräte, unter anderem auch an zwei Wahlkämpferinnen der Grünen. Sechs Stunden durch den Schnee stapfte Svazek für ihr NocksteinGipfelstürmer-Video zu ihrem „Nein zur 380-kV-Freileitung“.
Mit Playmobil-Frauen, Osterhasen und einem Espressomobil ging Walter Steidl (SPÖ) in den Wahlkampf. Der wurde auch gleich zum Ausmisten genützt: Von der „Frisch gekocht“-Kampagne übrig gebliebene Kochlöffel und Schneidbretter fanden bei den Wählern ebenso Anklang wie knapp 4000 frische Kipferl. Zwischen Verteilaktionen ab 5.45 Uhr morgens, Wahldiskussionen, Betriebsbesuchen und Medienterminen traf Walter Steidl auch den einen oder anderen Jugendfreund wieder.
In rund 1000 Stunden hat Neos-Spitzenkandidat Sepp Schellhorn eigenen Angaben zufolge Selfies mit rund 500 Jugendlichen gemacht. Neben 30.000 Flyern, 1000 Stoffsackerln und Brillenputztüchern wurde „#Geh Lecker“-Marmelade mit Marille, Kardamom und Ingwer unter die Leute gebracht. Neben seinen täglichen Selfie-Videos überraschte Schellhorn zudem mit 44 Bildern seiner „schikanösen Kunst“. Die Farbe für die Bilder rührte der Politiker selbst an – aus der Asche von 23 kopierten Behörden-Bescheiden, die er verbrannt hatte: seine Form des Protests gegen zu viel Bürokratie.
Tagwache um 5 Uhr, und Straßenwahlkampf ab 6.30 Uhr, gefolgt von einer Tour durch die Bezirke sowie Abendveranstaltungen bis 22 Uhr: So sieht der Alltag von Hans Mayr seit 10. März aus. „Bis Samstag werden wir in allen 119 Gemeinden gewesen sein“, erklärt Mayr. Bis dahin werden er und seine 24 Kandidaten außerdem 7500 Manner-Schnitten sowie 15.000 Nougattaler in der Parteifarbe Brombeer unter das Wahlvolk gebracht haben – nicht zu vergessen den Wahlkampfsong „Hans, bleib da“. Besonders begehrt seien die Gartenhandschuhe mit der Aufschrift „Anpacken ... statt blabla“gewesen. In St. Johann traf Mayr unverhofft auf seinen früheren türkischstämmigen Friseur. „Wir hatten uns ewig nicht mehr gesehen, immerhin ist er jetzt schon über 80.“Und: Mayrs Frisur sitzt – der Friseur war jedenfalls zufrieden.